Ge­meinde­brief Wien-Fünfhaus

Loslassen …

Nun ist es Zeit, diese Verantwortung abzugeben und in andere Hände zu legen. Im Rahmen des Sommerfests werden wir – ihr als Gemeinde und ich als Pastor – einander in einem liturgischen Akt gegenseitig wieder freigeben. Der Akt schließt die gegenseitige Zusage von Vergebung mit ein für das, was wir einander schuldig geblieben sind. Ich bin gerade in den vergangenen Monaten, in denen sich zu viele Aufgaben angesammelt hatten, einiges schuldig geblieben, das ich gerne gemacht hätte: Insbesondere Besuche und damit Zeit für Gespräche und Seelsorge sind zuletzt auf der Strecke geblieben. Das werde ich  in den nächsten Tagen nicht nachholen können. So muss ich euch bitten, mich gehen zu lassen, auch wenn (aus meiner Sicht) nicht alles abgeschlossen und zu Ende gebracht ist. Einander loszulassen ist wichtig, damit wir offen und frei sein können für das Neue, das nun kommen wird. 

…und feiern 

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr zum Sommerfest zahlreich erscheint, und ich wünsche mir, dass bei diesem Fest – trotz vielleicht auch vorhandener Wehmut – vor allem die Dankbarkeit und Freude im Vordergrund steht. Ich möchte mich mit euch über alles freuen, was in den vergangenen Jahren gelungen ist! Und ich möchte mich mit euch daran erinnern, dass wir aus Gottes Güte leben und von Gott alles empfangen: Kraft, zu tun, wozu wir berufen sind, Freude, Vergebung, und Befreiung für Neuanfänge.

"Unser Ende ist ein Anfang"

"Unser Ende ist ein Anfang, unsre Zeit birgt Ewigkeit", so beginnt die dritte Strophe des Liedes "Aus der Zwiebel wird die Blume" (EM 661) in der deutschen Übersetzung von Pastor Lothar Pöll. Auch mein Abschied in der Sechshauser Straße schafft Raum für Neuanfänge. Mich erwarten nach dem Sommer neue Aufgaben im Norden von Wien. Und für die Gemeinde Wien-Fünfhaus gibt es mit Pastorin Antje Klein ebenso einen Neuanfang, der Chancen und Möglichkeiten zur Entwicklung, Erneuerung oder Veränderung gibt. "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.", heißt es in Hermann Hesses Gedicht "Stufen". Nehmt diesen Zauber bewusst wahr! Ich freue mich, wenn ihr offen seid für Veränderung und neugierig auf das, was Antje einbringen wird. Begleitet ihren Dienst mit derselben Liebe und Treue, mit der ich mich in den vergangenen Jahren beschenkt und getragen wissen durfte. 

Es ist  wichtig, dass wir uns daran erinnern: Kirche, Gemeinde, ja Christ:in sind wir nicht für uns selbst. Wir sind all das, weil Christus uns ruft, einlädt und sendet. Wir sind hineingenommen in ein größeres Ganzes, das wir den Leib Christi nennen. Wir sind  aufgefordert, Leib Christi für die Welt zu sein und Gottes Gnade und Liebe in dieser Welt zu teilen. In diesem Sinn gilt es, Neuanfänge in einer Haltung des Hörens zu gestalten: Wozu sind wir gerufen? Wo werden wir gebraucht? 

In diesem Sinn lade ich gemeinsam mit Pastorin Antje Klein schon jetzt dazu ein, nicht nur den Abschied beim Sommerfest zu feiern, sondern auch den Neuanfang – im Rahmen des Gottesdienstes zur Feier der Amtseinführung von Pastorin Antje, der am Ende des Sommers, am Sonntag, dem 7. September, stattfinden wird. 

Ich wünsche uns allen viel Segen und freu mich, wenn wir uns in Kürze sehen! 

Euer Pastor Stefan, auch im Namen von Pastorin Antje