Wir bewirken etwas!

Faith Impulse

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Ute Frühwirth

Bezirksreferentin Graz


Konferenzpredigt von Ute Frühwirth an der Jährlichen Konferenz 2025 in Wien

Predigttext

12Gott hat euch als seine Heiligen erwählt, denen er seine Liebe schenkt. Darum legt nun das neue Gewand an. Es besteht aus herzlichem Erbarmen, Güte, Demut, Freundlichkeit und Geduld.

13Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorwirft. Wie der Herr euch vergeben hat, so sollt auch ihr vergeben!

14Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe. Sie ist das Band, das euch zu vollkommener Einheit zusammenschließt.

15Und der Friede, den Christus schenkt, lenke eure Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Und dafür sollt ihr dankbar sein!

16Das Wort, in dem Christus gegenwärtig ist, wohne in reichem Maß bei euch. Lehrt einander und ermahnt euch gegenseitig. Tut das in aller Weisheit. Singt Gott aus vollem Herzen Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder. Denn er hat euch Gnade geschenkt.

17Alles, was ihr sagt und tut, soll im Namen des Herrn Jesus geschehen. Dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn.

Kolosser 3,12-17

„Tretet vor das Volk und verkündet unerschrocken die Botschaft, die der Herr gebracht und die zum Leben führt!“ (Apostelgeschichte 5,20)

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir feiern die Liebe Gottes! Dadurch machen wir Mut, fördern wir Entwicklung und bewirken wir etwas. Ich muss gestehen, ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich mir diesen Satz gemerkt habe und vor allem damit etwas anfangen konnte. Aber nach nun mehr als zwei Jahren kommt er mir wie selbstverständlich über die Lippen.

Vor zwei Jahren hat Frank Moritz zum Thema Mut machen gepredigt. Und wer dabei war, hörte eine Predigt, die ohne schriftliche Unterlagen vorgetragen wurde. Meiner Meinung nach hat da schon eine Portion Mut dazu gehört. Und Doreen hat uns letztes Jahr in Graz aufgezeigt, auf welche unterschiedlichen Arten man Entwicklung fördern kann. Ich habe mir sagen lassen, dass ihre Pflanze Benjamin weiterhin wächst und gedeiht. 

So sind wir nun beim letzten Teil unseres Dreiklangs angelangt:

„Wir bewirken etwas!“ 

Lasst mich euch zuvor aber noch in ein Gedankenexperiment mitnehmen. Stellt euch vor: Ihr seid von etwas ganz Großem überzeugt. Das kann etwas ganz Banales sein wie ein Wundermittel gegen Falten. Oder es ist ein unglaublich tolles Buch, so wie ich vor wenigen Wochen eines gelesen habe. Es ging darin um den Verlust unserer Aufmerksamkeit und die damit verbundene Rolle der digitalen Medien. Die ganze Zeit habe ich meine Familie damit genervt, ihre Handys wegzulegen, denn Google, Facebook und so weiter rauben uns unsere Konzentration. Habt ihr so etwas „Großes“ im Kopf? Und ihr redet und redet, und ihr legt alles daran, dieses „Große“ euren Freund*innen, Kolleg*innen und natürlich eurer Familie weiterzugeben. Weil ihr möchtet, dass besonders diese Menschen auch dieses „Große“ sehen bzw. ausprobieren und kennenlernen. Natürlich muss man ein bisschen vorsichtig sein, mit seinem Enthusiasmus. Denn eine zu forsche Herangehensweise kann auch nach hinten losgehen und könnte Unmut und Ablehnung zur Folge haben. Aber was, wenn alles gut geht? Und auf einmal sagen sie: Ja, du hast recht! Das stimmt und: Ja, ich möchte es auch ausprobieren! Ja, ich werde mir eine Handyauszeit nehmen. – Ihr habt mit eurer Beharrlichkeit, eurem Glauben daran und eurem ständigen Reden etwas bewirkt!

Wie leicht wir doch über alltägliche Dinge sprechen, und wie schwer es uns manchmal fällt, über das Essenzielle, nämlich Gott und seinen Sohn Jesus Christus zu sprechen. Bei dieser Aussage nehme ich dich, lieber Bischof, und alle Pastoren und Pastorinnen aus. Denn bei euch heißt es: „Das ist normal, dass die über Gott reden, das ist ihr Beruf.“ Unsereins wird da manchmal schon schief angeschaut. Und nicht selten musste ich mich für meinen Glauben rechtfertigen bzw. erklären. 

Unerschrocken über Gottes Botschaft reden

Umso wichtiger ist mir Gottes Aufforderung, die ich an den Anfang meiner Predigt gelesen habe: „Tretet vor das Volk und verkündet unerschrocken die Botschaft, die der Herr gebracht und die zum Leben führt!“ Und Gott sei Dank: Je älter ich werde, umso unerschrockener werde ich, was das Reden über die Botschaft, die zum Leben führt, betrifft.

Wenn wir uns Jesus zum Vorbild nehmen und darauf schauen, wie Jesus etwas bewirkt hat, haben wir eine ganz klare Anleitung, an die wir uns halten können. 

Jesus war unterwegs – er bildete eine Weg- und Lerngemeinschaft mit den Menschen, die ihn begleitet bzw. die ihn kennengelernt haben und ihm einfach folgten. Wie kann man sich diese Weg- und Lerngemeinschaft vorstellen? Wie bewirkte Jesus etwas und vor allem – was bewirkte er in mit seinem Tun?

Jesus war achtsam. Er sah Menschen, die am Rand der Gesellschaft standen. Eine meiner liebsten Geschichten aus der Sonntagsschule war die Geschichte des Zöllners Zachäus. Zachäus war klein, geldgierig und nicht sehr beliebt. Aber selbst auf dem Maulbeerbaum konnte er sich Jesu Aufmerksamkeit nicht entziehen. Und zum Entsetzen aller, geht Jesus genau mit ihm mit nach Hause. 

Ein Fresser und Säufer

Jesus saß gern mit Menschen bei Tisch. In Matthäus 11,19 wird er sogar als Vielfraß und Säufer (Basisbibel) bezeichnet. Für die Menschen, die über Jesus so negativ sprachen, war aber nicht das Essen das Problem. An was sie sich gestoßen haben, war die Tatsache, mit wem Jesus den Tisch geteilt hat. Jesus isst einfach mit den falschen Leuten! Er lädt sich bei z.B. einem Zöllner ein! Der Umgang mit diesen „unreinen“ Menschen galt zur damaligen Zeit als Sünde. 

Jesus redet hier Klartext. Diese Menschen aus der Gesellschaft auszuschließen, ist nicht im Sinne Gottes. Durch diese Tischgemeinschaft überschreitet er soziale Grenzen. Er solidarisiert sich mit den Ausgestoßenen, und er ermöglicht den Ausgeschlossenen, wieder an der Gemeinschaft teilzuhaben. Ein gemeinsames Mahl ist ein Zeichen von Gemeinschaft. Es ist eine Form von „gemeinsam auf dem Weg sein“. 

Und was macht es mit Zachäus? Durch die Begegnung mit Jesus ändert er sein Leben!

Jesus folgte keiner Konvention

Jesus handelte frei und mit unglaublicher Liebe zu den Menschen. Er hatte keine Vorurteile, er holte die, die als arm, krank und verabscheuungswürdig galten, in die Mitte. Er scherte sich nicht um das Gerede der „feinen Gesellschaft“. Es scherte ihn nicht, was man von ihm hielt. Für ihn stand rein der Mensch im Mittelpunkt. 

Jesus tat Wunder. Er brachte Leute damit zum Staunen und bewirkte so Veränderung.

Und Jesus legte die Schrift aus. Er brachte den Menschen Gottes Wort näher und bewirkte Verstehen. 

Jesus hat uns ein Handbuch der Nächstenliebe vorgelebt. Diese Nächstenliebe und die Liebe zu seinem Vater waren die Basis für sein Handeln. 

Was heißt das nun für uns? 

Wir feiern die Liebe Gottes, dadurch bewirken wir etwas. Ich wiederhole noch einmal einige Verse aus Kolosser 3. 

„Gott hat euch als seine Heiligen erwählt, denen er seine Liebe schenkt. Darum legt nun das neue Gewand an. Es besteht aus herzlichem Erbarmen, Güte, Demut, Freundlichkeit und Geduld. Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe Gottes. Sie ist das Band, das euch zur vollkommenen Einheit zusammenschließt. Singt aus vollem Herzen Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder. Denn er hat euch Gnade geschenkt.“

Seit dieser Dreiklang vor mehr als zwei Jahren „kreiert“ wurde, habe ich mir Gedanken gemacht, wie wir die Liebe Gottes feiern können. Nämlich so zu feiern, dass wir damit bei unseren Mitmenschen etwas bewirken. Und in diesen Versen finde ich für mich zum Teil eine Antwort. Ich versuche, dieses neue Gewand anzuziehen.

Gottes Kleiderschrank

Dieses Gewand, das aus herzlichem Erbarmen besteht. Herzliches Erbarmen – Ich möchte nicht einfach Mitleid mit Menschen haben, die in Not sind. Sondern ich möchte tiefes Mitleid empfinden und den Wunsch in mir verspüren, aktiv zu helfen – wie immer diese Hilfe dann auch aussieht.

Das Gewand das aus Güte besteht. Ich möchte freundlich und wohlgesinnt und nachsichtig meinen Mitmenschen begegnen.

Das Gewand das aus Demut besteht. Ich möchte meine Grenzen und damit auch meine Schwächen akzeptieren. Ich möchte mir meiner eigenen Kleinheit bewusst sein, im Angesicht der Größe der Menschheit, der Natur und vor allem im Angesicht Gottes. Ich möchte Demut zeigen durch kleine Gesten der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Einer Freundlichkeit die auf einem liebenswürdigen, anerkennenden und wohlwollenden Verhalten beruht.

Das Gewand, das aus Geduld besteht. Jeden Tag wird meine Geduld als Lehrerin auf eine harte Probe gestellt. 23 kleine Flöhe unter einen Hut zu bringen, ist wahnsinnig anstrengend. Aber ich erkenne immer wieder, je ruhiger und geduldiger ich bin, umso besser gelingt es mir. Geduld zu haben mit Kindern oder auch Erwachsenen in meinem Umfeld macht mich stark. Und ein „Danke“ macht mich unglaublich stolz und bewirkt dann auch etwas in mir.

Gott wirkt das alles

Am Ende wird mir klar, dass es aber Gott ist, der es in uns bewirkt, das Wollen und das Vollbringen. Und so rät Paulus noch: „Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe Gottes.“ Wer Gottes Liebe in sich trägt, liebt seine Mitmenschen wie sich selbst. Und wer liebt, tut seinen Mitmenschen nichts Böses an. Christus hat es uns vorgelebt. 

In meinen Augen ein recht weiser Mann hat mir vor kurzem Folgendes gesagt: „Ich wünsche mir, dass die Menschen in mir Christus sehen, dass Christus in mir erkennbar ist durch meine Taten, meine Empathie, meine Güte, meine Geduld, meine Freundlichkeit und möglicherweise auch durch meine Demut.“ 

Wenn wir die Liebe Gottes feiern, und Christus dadurch in uns sichtbar wird, ich denke, dann bewirken wir etwas bei unseren Mitmenschen und in dieser Welt.

Amen

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