Wien-Fünfhaus: Willkommen für Pastorin Antje Klein!
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Willkommen in unserem "bunten Haufen"!
"Als Gemeinde haben wir kürzlich wieder festgestellt, dass wir ein vielfältiger, bunter Haufen sind", stellte Bezirkslaienreferent Stephan Nausner der Begrüßung der neuen Pastorin voran. "Wir freuen uns, dass auch du jetzt neue Farbe mit in unsere Gemeinde bringst!" Nausner hieß auch die ganze Familie herzlich willkommen. "Ich weiß, was es heißt, ein Pastorenkind zu sein! Es ist wichtig, dass ihr euch hier auch wohlfühlen könnt".
In einem fröhlichen und gut besuchten Gottesdienst wurde Pastorin Dr.in Antje Klein am Sonntag, 4. Mai 2025 gemeinsam mit ihrer Familie herzlich in der EmK Wien-Fünfhaus willkommen geheißen. Am 1. Mai hat sie ihren Dienst in der EmK angetreten. Wenige Tage zuvor wurde sie an ihrem bisherigen Dienstort in der Evangelischen Gemeinde in Geislingen an der Steige verabschiedet. "Ich mag keine Abschiede", hob Pastorin Klein am Anfang ihrer Predigt hervor. "Ich mag keine Abschiede, aber ich mag Aufbrüche", ergänzte sie, und brachte dies in Verbindung mit dem Aufbruch, den der Ostermorgen für die Jüngerinnen und Jünger bedeutete – und so zur Entstehung der Kirche führte.
"Du kommst in eine Kirche, die eine Vision hat", meinte der Superintendent Stefan Schröckenfuchs in seinen Begrüßungsworten. "Am 1. Mai 2025, dem Tag deines Dienstantritts hat die weltweite Methodistenkirche ihre Vision für die Zukunft der EmK veröffentlicht: 'Die Evangelisch-methodistische Kirche leitet Menschen dazu an, Jesus Christus nachzufolgen. Der Heilige Geist befähigt sie dazu, kühn zu lieben, bereitwillig zu dienen und entschlossen voranzugehen.'" Antje Klein sei herzlich dazu eingeladen, mit daran hinzuarbeiten, dass sich diese Vision mit Leben füllt.
Predigt
für den 3. Sonntag der Osterzeit zu Johannes 21,1-14
1Später zeigte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal.
Das war am See von Tiberias und geschah so:
2Es waren dort beieinander: Simon Petrus,
Thomas, der Didymus genannt wird,
Natanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei weitere Jünger.
3Simon Petrus sagte zu den anderen: »Ich gehe fischen!«
Sie antworteten: »Wir kommen mit.«
Sie gingen zum See und stiegen ins Boot.
Aber in jener Nacht fingen sie nichts.
4Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer.
Die Jünger wussten aber nicht, dass es Jesus war.
5Jesus fragte sie: »Meine Kinder, habt ihr nicht etwas Fisch zu essen?« Sie antworteten: »Nein!«
6Da sagte er zu ihnen: »Werft das Netz an der rechten Bootsseite aus. Dann werdet ihr etwas fangen!«
Sie warfen das Netz aus. Aber dann konnten sie es nicht wieder einholen, so voll war es mit Fischen.
7Der Jünger, den Jesus besonders liebte, sagte zu Petrus: »Es ist der Herr!«
Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, zog er sich seinen Mantel über und band ihn hoch. Er war nämlich nackt. Dann warf er sich ins Wasser.
8Die anderen Jünger folgten im Boot und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Sie waren nicht mehr weit vom Ufer entfernt, nur etwa 100 Meter.
9Als sie an Land kamen, sahen sie dort ein Kohlenfeuer brennen. Darauf brieten Fische, und Brot lag dabei.
10Jesus sagte zu ihnen: »Bringt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.«
11Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war voll mit großen Fischen – genau 153 Stück. Und das Netz zerriss nicht, obwohl es so viele waren.
12Da sagte Jesus zu ihnen: »Kommt und esst!«
Keiner der Jünger wagte es, ihn zu fragen: »Wer bist du?« Sie wussten doch, dass es der Herr war.
13Jesus trat zu ihnen, nahm das Brot und gab ihnen davon. Genauso machte er es mit dem Fisch.
14Das war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern zeigte, nachdem er von den Toten auferstanden war.
Liebe Gemeinde!
„Ich mag Abschiede nicht.“ So habe ich das vor einer Woche von der Kanzel in der Martinskirche in Geislingen an der Steige gesagt. Vor genau einer Woche bin ich aus meiner alten Gemeinde verabschiedet worden. „Ich mag Abschiede nicht“, hab ich gesagt, weil das auch stimmt: Abschiede fassen mich an. Abschied nehmen fällt mir schwer. Obwohl ich als Pfarrerin in den letzten Jahren viele Abschiede begleitet und mitgestaltet habe – wenn ich selbst Abschied nehmen muss, hätte ich am liebsten, dass es einfach schnell vorbei ist. Auch wenn ich aus professioneller Sicht freilich weiß, wie wichtig es ist, nicht einfach schnell drüberzugehen über das, was man dann grad so fühlt, in sich drin. Was ich dann so fühle. Na ja. Das war letzte Woche. Und irgendwie ist es natürlich trotzdem noch da. Auch wenn viel passiert ist in der vergangenen Woche und jetzt tatsächlich anderes dran ist: Neuanfang! Aufbruch! So schnell kann es gehen. So schnell ist es gegangen. Ehrlich gesagt ist es ganz schön überwältigend manchmal. Dann geh ich durch die Sechshauser Straße und frage mich, ob das wohl tatsächlich so ist. Obwohl mein Umzug ja und mein Dienstbeginn hier schon lange anstanden. Und obwohl es mir manchmal auch ganz schön lang vorgekommen ist in den letzten Wochen. Da war dieser Zustand irgendwo dazwischen: Zu wissen, das Abschiednehmen hat ja schon längst begonnen und geht noch auf seinen Höhepunkt zu, und ebenso blitzt das Neue schon herein, hat der Aufbruch doch genauso eben schon längst begonnen.
Abschied und Neuanfang. Oder andersherum: Neuanfang und Abschied. So schnell kann das gehen. So war es bei mir ja auch noch letzte Woche: Da habe ich ein Kindlein getauft. Neugeburt also. Mehr neu geht nicht. Aber da war eben auch das andere: Ich bin von meinem Dienst als Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Geislingen an der Steige entpflichtet worden. Da war Ende und Abschied.
„Ich mag Abschiede nicht.“ So hab ich das gesagt. Aber auch in Worten kam schon der Neuanfang hinein. Nach der Predigt hat der Dekan (so heißt in meiner Landeskirche der Superintendent) mich von meinem Dienst in der evangelischen Kirchengemeinde Geislingen an der Steige entpflichtet. Er hat mich sozusagen freigegeben für meinen Dienst hier in Wien. In der Evangelisch-methodistischen Kirche. So bin ich ja nun auch hier (wie ihr seht). Und der Dekan hat mich nicht nur von meinem Dienst entpflichtet, er hat auch eine kurze Ansprache gehalten und dabei nach einem roten Faden in meinem Leben gesucht. Den hat er in den vielen Aufbrüchen in meinem Leben gefunden. Und so hat er gesagt: "Liebe Frau Klein, der rote Faden in Ihrem Leben ist das Aufbrechen." Und wahrscheinlich hat er auch recht. Sonst wär ich jetzt nicht hier: ein neuer Anfang, ein Aufbruch.
Vom Abschied zum Aufbruch
„Ich mag Aufbrüche“, es wär also nur logisch, wenn ich das heute so sagen würde, und es würde ja auch nicht nur zu meiner persönlichen Situation passen und zu eurer – denn mein Kommen bedeutet ja auch für euch in gewissem Sinn einen neuen Anfang (und im Sommer dann ja auch einen Abschied, jedenfalls auf eine Art), einen neuen Anfang also zumindest mit mir, und den ein oder anderen Samen werden wir ja hoffentlich auch gemeinsam säen, und da wird vielleicht das ein oder andere Samenkorn dabei sein, das bisher hier keinen Boden gefunden hat. Wer weiß. Jedenfalls: „Ich mag Aufbrüche“ – das entspräche auch dieser nachösterlichen Zeit. Vermutlich hätte ich diese Predigt am besten so beginnen sollen: „Ich mag Aufbrüche.“
„Ich mag Aufbrüche.“ Aufbrüche wie sich zu entschließen: Ich gehe fischen. Andere kommen mit, und man steigt zusammen ins Boot und hofft auf einen guten Fang. Aufregend. Ein Wagnis. Jedes Mal wieder. Es kribbelt im Bauch. Weil man trotz aller Erfahrung nicht wissen kann, wie’s wird. Meinst du, wir machen heute einen guten Fang?
„Ich mag Aufbrüche“, müsste ich jetzt sagen. Aufbrüche wie das Netz auszuwerfen und darauf zu vertrauen, dass man doch noch etwas fängt, auch wenn es die ganze Nacht nicht geklappt hat. Darauf zu vertrauen, bloß weil einer es sagt. Und dann so viel zu fangen, dass man das Netz nicht wieder einholen kann. Wie energiegeladen kann ein Aufbruch sein! Die ganze Fülle, von der man noch nichts ahnt. Voller als voll das Netz. Man kommt ja kaum hinterher. Oder vielmehr: Man schleppt es kaum hinter sich her.
Aufbrüche wie den Freund sagen zu hören: "Es ist der Herr!" Ihn zu sehen, den Herrn, Jesus, nicht weit weg und abgehoben irgendwo auf einer Wolke, sondern ganz in der Nähe, sogar mitten unter uns, ihn zu hören, wenn er sagt: Meine Kinder, und ihn erkennen an der ganzen Fülle. Im Netz zeigt sie sich, dort, wo man sie wohl auch erwartet, aber nicht so viel, und schon gar nicht zu dieser Zeit.
Aufbrüche: Sich dann ins Wasser zu werfen (man würde sich wie Petrus wahrscheinlich noch schnell etwas halbwegs Ordentliches überziehen), wenn man den Herrn am Ufer sieht und drauf zu vertrauen, dass man ganz schnell bei ihm ist. Dass man nicht wieder sinkt. Dieses Mal nicht! Dieses Mal kommt man an! Man vertraut. Man kann es gar nicht so richtig erklären. Aber man weiß es einfach im Herzen, dass es so ist. Dass man gleich bei ihm ist. Man schwebt über alle Schwierigkeiten hinweg und glaubt daran, dass es was werden kann. Und dann ist es schon geschehen. Schon ist man da, bei ihm, und er hat schon alles vorbereitet, und er sagt: Kommt und esst!
„Ich mag Aufbrüche.“ Ja, das stimmt. Ich mag Aufbrüche voller Schwung. Voller Neugier und Zuversicht. Mit diesem Gefühl: Man kann sich noch einmal neu erfinden. Zumindest in Teilen. Klar, man nimmt sich mit. So naiv ist man dann irgendwann nicht mehr. Aber manches wird sehr wohl neu definiert. Und man bringt manches durcheinander am neuen Ort (ich hoffe, nicht zu viel). Man ist ja nun mittendrin, dort, wo man vorher nicht war. So ist das auch mit Aufbrüchen. Ein bisschen Chaos bringen sie mit sich, nicht nur in der eigenen Wohnung oder im Fischernetz, das so voll ist, dass es beinahe reißt! Und das am Morgen! Es muss ja schon hell sein jetzt. Und jeder Fischer weiß, dass die richtige Zeit zum Fischen längst vorbei ist. Dann diese Zahl: 153 Fische fangen sie! Von jeder Fischart einen! So hat man das damals verstanden. 153: Die ganze Fülle. Die ganze Fülle vor einem. Die ganze Fülle jetzt schon im Netz. Die ganze Fülle, die noch sein kann. „Ich mag Aufbrüche.“
Eine Aufbruchsgeschichte
Und nicht nur weil heute ein Anfang ist, der doch schon längst begonnen hat, weil heute Aufbruch ist, der seinen Ausgangspunkt schon vor Wochen, ja Monaten, hatte, behaupte ich: Die Geschichte aus dem Johannesevangelium, die wir in der Lesung gehört haben, ist eine Aufbruchsgeschichte. Ein Aufbruch vom Sehen zum Glauben.
Das Johannesevangelium erzählt ja in seinen letzten Kapiteln von Begegnungen mit dem Auferstandenen. Petrus und der Lieblingsjünger und Maria aus Magdala sind die ersten, die anfangen zu begreifen, was an Ostern geschehen ist. Jesus besucht dann die Jünger. Sie sehen ihn. Er sendet sie in die Welt. Angepustet mit dem heiligen Geist.
Thomas war nicht dabei. Soweit ich weiß, habt ihr letzte Woche von ihm gehört. Dann erinnert ihr euch: Er kann nicht glauben, was die anderen ihm erzählen. Er will unbedingt auch sehen. Er will Jesu sehen! Den anderen hat Jesus sich schließlich auch gezeigt. Es kann ja nicht sein, dass er als einziger nicht sieht! So kann er einfach nicht glauben, dass es wirklich, wirklich Jesus war. Und eine andere Erinnerung: Ganz am Anfang der ganzen Geschichte, die Johannes erzählt, noch vor dem ersten Zeichen, das Jesus tat, bei der Hochzeit zu Kana, ihr wisst schon, das Zeichen mit dem Wasser zu Wein, auch so eine Fülle übrigens, da hatte Jesus das ja sogar selbst gesagt, zu den ersten Jüngern: Kommt und seht! Also, eben doch sehen, aber warum jetzt nicht mehr?
Ja, warum? Das ist so ein Grund, warum ich die Predigt heute nicht begonnen habe mit „Ich mag Aufbrüche.“ Weil es sich nicht so leicht sagt wie „Ich mag Abschiede nicht.“ Weil es eben nicht so einfach ist mit so einem Aufbruch. Ich vermute, davon weiß ja nicht nur ich. Sicher wissen das die ein oder anderen Eltern unter euch: "Kommt, wir gehen", sagt man. Und dann fängt das Hin und Her erst an und man schwört sich, das nächste Mal sag ich das eine Viertelstunde früher. Kommen wir halt jetzt wieder zu spät. Es ist eben nicht so einfach mit einem Aufbruch: Da balanciert man über manches Eis und ahnt nichts von der Stolperfalle, die da schon ewig liegt und die alle anderen jedes Mal elegant umkurven.
Es ist ja alles anders. Jesus sehen, das geht jetzt nicht mehr. Das ist eine bittere Erfahrung für die, die sich anderes wünschen. Die sich handfeste Nägelmale in einem Körper wünschen oder zumindest ein Bild, das man sich genau so machen kann. Die gerne noch ein Zeichen hätten. Weil es nicht sein kann, dass es jetzt vorbei ist. Dass was anderes her muss.
Vom Sehen zum Glauben
Jesus ist weg. Gestorben, begraben, auferstanden. Jesus ist noch da, freilich. Aber ihn sehen, das geht jetzt nicht mehr. Jedenfalls nicht mit den Augen, so als Mensch aus Fleisch und Blut. Das gilt für die ersten Christinnen und Christen genauso wie für uns. Da muss eine andere Möglichkeit her. Da muss ein Aufbruch her. Vom Sehen zum Glauben.
Das Gute ist: Wenn wir nichts davon wüssten, ahnten oder spürten, irgendwo in uns drin und um uns herum, wären wir heute gar nicht hier. Wir haben doch längst erlebt, wie es geht. Sonst gäbe es keine Kirche, nicht in Geislingen und nicht in Wien. Nicht in den vielen Generationen vor uns und nicht hier und jetzt. Es stimmt ja, Gott sei Dank. Wir sind selbst die, von denen Jesus so spricht: „Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben.“
In den ersten Generationen der Christenheit war es wichtig, davon zu erzählen. Von diesem Aufbruch vom Sehen zum Glauben. Deshalb erzählen davon auch die Geschichten vom Ende des Johannesevangeliums. Und weil Johannes sie auch uns erzählt, glaube ich, dass sie auch für uns wichtig sind. Manchmal würde man ja gerne sehen. Jedenfalls ich. Was wird. Vor allem: Dass alles so wird, wie man sich das denkt. Dann könnt ich das leichter sagen: „Ich mag Aufbrüche.“ Dann wär so ein Aufbruch einfach ein neues Abenteuer. Aber weil man eben nicht alles sieht, nicht das, was war und nicht das, was sein wird. Nicht einmal das, was ist, ist es eben auch ein Abenteuer mit Unsicherheit. Mit Balanceakten und Ausrutschern. Mit Wasser, in das man zwar springt, aber von dem man jetzt noch nicht mit Bestimmtheit sagen kann, was dann geschieht.
Vom Sehen zum Glauben: Der Aufbruch hat begonnen
Vom Sehen zum Glauben: Es hat ja schon begonnen. Man wünscht und ahnt und hofft. Man vertraut. Man glaubt. Auch wenn man nicht sieht.
Zum Beispiel so: Hören. "Werft das Netz an der rechten Bootsseite aus." Es noch einmal versuchen. Auch wenn es beim ersten Mal nicht klappt. Wissen und verstehen: Manchmal braucht es eine Wiederholung. Einen zweiten Versuch. Und es kann sein, Jesus hat einen Rat für einen, auch wenn man erst im Nachhinein erkennt: Es ist der Herr! Das Netz ist voll. Die ganze Fülle. Eine Verheißung.
Vom Sehen zum Glauben. Zum Beispiel so: Vertrauen. Hineinspringen, auch wenn man nicht genau weiß, ob das Wasser diesmal wirklich trägt. Petrus hat ja seine einschlägigen Erfahrungen mit dem Wasser und dem See. Und er hat seine einschlägigen Erfahrungen mit sich selbst. Es ist noch nicht lange her, da hat er Jesus drei Mal verleugnet. Jetzt wirft er sich ins Wasser. Hauptsache, schnell bei Jesus sein. Alles andere ist jetzt egal. Das Wasser trägt.
Vom Sehen zum Glauben: "Kommt und esst", sagt Jesus. Die Jünger wagen nicht, ihn zu fragen, wer er ist. Es gibt diese Zeiten, in denen man unsicher ist. In denen man nicht genau weiß: Ist es wirklich Jesus? Obwohl man es doch irgendwie weiß. Wie gut, dass Jesus selbst das Mahl bereitet hat. Dass er das Brot nimmt und es seinen Freunden gibt. Und den Fisch. Dass er damit erinnert an das, was einmal war. Was wurde aus zwei Fischen und fünf Broten. Damals, bei den 5.000.
Vom Sehen zum Glauben: Teilen. Zusammen essen. Gemeinschaft haben. Und sich erinnern. Sich die Geschichten erzählen, die man im Herzen trägt, vom Brot des Lebens. Von dem, der uns trägt. Der uns nährt als Himmelsbrot.
All das gehört dazu. Und wohl noch viel mehr. Die Geschichte von Jesus am See Tiberias erzählt von diesen Dingen. Davon, wie der Aufbruch gelingen kann. Vom Sehen zum Glauben.
Und deshalb, auch wenn ich die Predigt so nicht begonnen habe, schließe ich sie doch so ab: „Ich mag Aufbrüche.“ Das stimmt. Da hatte mein Dekan schon recht.
Vor zwei Wochen haben wir Ostern gefeiert. In Wien und in Geislingen. In Salzburg und in Linz. In Göppingen und in Stuttgart. An vielen, vielen anderen Orten auf dieser Welt. Die Geschichte aus dem Johannesevangelium erzählt noch einmal vom Auferstandenen. Sie erzählt vom Aufbruch vom Sehen zum Glauben. Und sie erinnert mich daran, dass der Aufbruch schon längst begonnen hat.
Es ist ja schon geschehen. Und es geschieht immer wieder: Das Vertrauen. Das Glauben. Das Hören und Erzählen und das Erinnern. Und dann kann es sein, wir wagen uns vor. Manchmal springen wir hinein. In das, wofür es keine Garantie gibt. Manchmal gehen wir Schritt für Schritt. Oder wir bleiben im Boot und ziehen mit Kraft die ganze Fülle mit ans Land. 153 Fische, Menschen, Erfahrungen. Wir essen gemeinsam vom Brot. Von einem Leib. Und wer keinen Fisch mag, es gibt auch noch anderes. Dessen bin ich gewiss: Zeit und Raum. Lachen und Liebe. Geschwisterlichkeit. Die ein oder andere Traurigkeit. Den Schmerz. Auch der wird geteilt. Wir erinnern uns an die Geschichten, die es gab. Unter uns. Unter euch. Als ich von euch noch nichts wusste. Da, wo ich war. Als ihr von mir noch nichts wusstet. Da, wo ihr wart. Wir erzählen uns davon. Wir erzählen von der Hoffnung, die uns aufbrechen ließ. Die uns hineinspringen ließ in das Vertrauen, dass das Wasser uns trägt. Weil Jesus da ist. Der Auferstandene. Die Geschichte aus dem Johannesevangelium erzählt von ihm. Und von uns. Weil der Auferstandene mitten unter uns ist und auf uns wartet. "Kommt", sagt er, und wir gehen los.
Amen
Dr.in Antje Klein