Abschied von Ernst Gläser

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Stefan Schröckenfuchs

Pastor, Superintendent


Der langjährige Direktor der Diakonie Österreich Ernst Gläser ist am Mittwoch, 24. März, im 92. Lebensjahr verstorben. 
Ernst Gläser (c) epdUschmann

„Eine der prägendsten evangelischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts“

Michael Chalupka
Bischof der Evangelischen Kirche A.B. 

Der langjährige Direktor der Diakonie Österreich Ernst Gläser ist am Mittwoch, 24. März, im 92. Lebensjahr verstorben. Von 1969 bis 1994 leitete der evangelische Pfarrer die Hilfsorganisation und war einer der Gründerväter der Johanniter Unfallhilfe sowie der Diakonie Katastrophenhilfe. „Mit dem Tod von Pfarrer Ernst Gläser verliert die Evangelische Kirche in Österreich eine der prägendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts“, sagte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in einer ersten Stellungnahme zum Tod Gläsers. Durch seine sozialpolitische Expertise habe er bei der Einführung des Zivildienstes und des Pflegegeldes entscheidende bundespolitische Impulse gesetzt, betont Chalupka, der Gläser nach dessen Pensionierung 1994 als Diakonie-Direktor nachgefolgt war: „Ich hätte mir keinen besseren Amtsvorgänger wünschen können, denn Ernst Gläser war ein Mann voller Tatkraft mit visionären Ideen, die er in vielfältiger Weise auch umzusetzen wusste, zugleich war er von einer persönlichen Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit, wie sie selten zu finden ist.“ 

„Das ist typisch für Ernst Gläser: immer auf Augenhöhe, offen für Neues, und er war – wie er selbst gesagt hat – ‚ein etwas frecher Mensch‘.“

Dr. Maria Katharina Moser 
Direktorin Diakonie Österreich

„Pfarrer Ernst Gläser war ein Mann mit Weitblick und mit Weltblick“, würdigte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser den Verstorbenen. Als erster Direktor der Diakonie Österreich, zu Gläsers Zeiten noch „Diakonisches Werk Österreich“, habe er die Entwicklung der „Inneren Mission“ zur heutigen „Diakonie“ maßgeblich geprägt und der Diakonie einen „weiteren Horizont eröffnet“. Diakonie sei für ihn nicht nur „Anstaltendiakonie“ gewesen, sondern „Auftrag der gesamten Kirche und wesentlich für die Arbeit vor Ort in den Pfarrgemeinden. Damit hat Pfarrer Ernst Gläser vorweggenommen, was wir heute als Sozialraumorientierung bezeichnen und betreiben.“
Moser hebt Gläsers internationales Engagement mit der Gründung der Diakonie Katastrophenhilfe Österreich – „quasi als eine seiner ersten Amtshandlungen als Direktor“ – und deren ersten Einsatz beim Erdbeben von Banja Luka 1969 hervor. International vertrat er zudem die Evangelische Kirche in Österreich von 1977-1984 in der Weltdienstkommission des Lutherischen Weltbundes. Eindrücklich gewesen seien auch seine regen Kontakte zur Diakonie in der DDR, die geprägt gewesen seien von Begegnung und vom Voneinander-Lernen: „Das ist typisch für Ernst Gläser: immer auf Augenhöhe, offen für Neues, und er war – wie er selbst gesagt hat – ‚ein etwas frecher Mensch‘.“
„Ernst Gläser hat die Johanniter über viele Jahre durch seine Einsatzbereitschaft und Beständigkeit geprägt. Er war ein humorvoller und besonders liebenswürdiger Mensch. Die Johanniter haben mit Ernst einen wahren Freund verloren““, teilte Johanniter-Präsident Johannes Bucher in einer Aussendung mit. Hans Joachim Giulini, Kommendator der österreichischen Kommende des Johanniterordens, bezeichnete Gläser als „umsichtigen Ritterbruder, der nicht nur für viele ein väterlicher Freund war, sondern auch die Willkommenskultur im Orden wesentlich geprägt hat“.


Zur Person Ernst Gläser
Ernst Gläser wurde am 15.April 1929 in Heidenpiltsch in Mähren geboren. „Das war eine unbeschwerte Kindheit in einer mährisch-schlesischen Kleinstadt, die dem 15-Jährigen durch Wehrdienst, Verwundung, Gefangenschaft, tschechisches KZ, Flucht, Ankommen in Wien unterbrochen wurde und die letztlich, in der evangelischen Jugendarbeit und dann im Theologiestudium in Wien und den USA endete,“ wie er selbst schrieb. Als Pfarrer war Ernst Gläser in den Gemeinden Bad Goisern und Melk-Scheibbs (1952-1959) tätig, als Landesjugendpfarrer des Evangelischen Jugendwerks setzte er bleibende Akzente für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Evangelischen Kirche.
Als Direktor der Diakonie in Österreich wirkte er weit über die Landesgrenzen hinaus. Jahrzehnte war er als Vorstandsmitglied des Europäischen Verbands für Innere Mission ein entscheidendes Bindeglied der protestantischen Kirchen Westeuropas, zu ihren Schwesterkirchen jenseits des Eisernen Vorhangs. Sein Einsatz für die Diakonie Katastrophenhilfe führte ihn zum Wiederaufbau nach dem Erdbeben im Friaul (1976), nach Rumänien (1989), bis in die Sowjetunion und schließlich in die durch die Kriege zerstörten Gebiete des ehemaligen Jugoslawien (1992). Im Lutherischen Weltbund (LWF) vertrat er von 1977-1984 als eines von zwölf Mitgliedern die österreichische Kirche in der Weltdienstkommission. Von 1972-1994 war er Vizepräsident des Österreichischen Komitees für Soziale Arbeit (ÖKSA). Sein Engagement endete nicht mit seiner Pensionierung als Direktor der Diakonie Österreich im Jahr 1994: Bis zuletzt schlug sein Herz für die Johanniterunfallhilfe, bei der er ehrenamtlich weiter tätig war.

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