Oh happy Day – eine Predigt über Jesu' "Himml­is­che Rein­i­gung­san­stalt"

Faith Impulse

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Manfred Schwarz

Pastor i.R., EmK Salzburg


Predigt zu Johannes 20,19-31: Mensch, du hast’s gut!

Johannes 20,19-31 aus der BasisBibel:

HIER nachlesen: https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lesen/BB/JHN.20/Johannes-20 

Von einem deutschen Kapuzinerpater (Pius Kirchgessner) las ich kürzlich folgendes Erlebnis eines seiner Mitbrüder. Der erzählt:

Es war 17:10 Uhr am Hauptbahnhof, auf einem Bahnsteig. Der Zug musste jeden Moment einlaufen. Es nieselte. Da torkelte ein Betrunkener daher, eine Bierflasche in der Hand. Irgendetwas redete er vor sich hin. Dann wankte er auf mich zu und blieb vor mir stehen. Mit seiner Flasche tippte er an meine Brust und fragte: „Glaubst du an Gott?“ – Darauf war ich nicht gefasst. Abends kurz vor sechs, auf einem regennassen Bahnsteig. Ich hatte keine Lust, mich mit einem Betrunkenen zu unterhalten. Und dann so eine Frage! Sollte das ein Witz sein?

Ich wollte nicht antworten. Aber sein Gesicht war mir so nahe, dass ich ihm nicht ausweichen konnte. Und dann antwortete ich doch ganz spontan. Ich sagte nur: „Ja!“ Eigentlich wollte ich weiterreden, ihm erklären, wie ich zu dieser Antwort komme. – Aber er wollte keine Erklärung. Er sagte nur: „Mensch, du hast’s gut!“ 

Als ich die Geschichte gelesen hatte, hab ich das Buch zur Seite gelegt. Und mich dann gefragt: „Ist es mir schon einmal bewusst geworden, dass ich es gut habe, weil ich glaube?“ 

„Wer glaubt, hat’s gut!“

 – Der Satz ist mir dann nicht mehr aus dem Sinn gegangen. 

Und da hab ich mir gedacht: „Wie ist das mit dem Glauben?“

Wenn John Wesley sagt: „Glaube ist die fröhlichste und heiterste Sache in der Welt. Er ist völlig unvereinbar mit Griesgrämigkeit, Missmut und Hartherzigkeit“, dann muss schon was dran sein, mit dem „Mensch, du hast’s gut!“  
Darum lade ich euch heute ein, mit mir nachzuspüren, wie der „ungläubige Thomas“ uns helfen kann, zu einem froh machenden Glauben zu kommen. 

Der Thomas war ja anfangs sehr vorsichtig! 
Rein auf die Erzählung seiner Kollegen, Jesus, der Hingerichtete sei ihnen erschienen – dieser Geschichte zu glauben? Nein. Für ihn war ja eine Welt zusammengebrochen. 

Doch dann erlebt er etwas, das ihn total verwandelt: Er begegnet selbst dem Auferstandenen. Und seine Trauer wurde in Freude verwandelt.

Was war geschehen? Schauen wir genau hin: 

Thomas hat erkannt, dass Jesus ihn ernst nimmt, obwohl er gezweifelt hat. Denn Jesus ging auf seine Herausforderung ein. 

  • Thomas hat erfahren, dass Jesus ihn trotz seines Unglaubens liebt. Das hat ihn angerührt.
  • Es ist diese Zuwendung Jesu zu einem misstrauenden Menschen.
  • Es ist das Verzeihen Jesu: „Du, Thomas, ich mach dir keine Vorwürfe!“
  • Es ist die Vergebung seines Zweifels durch Jesus: „Komm zu mir, Thomas, du darfst mich berühren! Du darfst dich einlassen auf mich!“

Nun ist da in dieser Erzählung ein scheinbarer Widerspruch. Jesus sagt nämlich zu Thomas: „Du glaubst, weil du mich gesehen hast.“

Ja, ist das denn noch Glauben, wenn man etwas sieht und es eh in Händen hält? Das ist doch kein „Glauben“ an etwas, was man als „richtig erkennt“. Vielmehr „weiß“ ich, dass es das gibt. Ich bin doch davon restlos überzeugt! Da brauch ich nicht „glauben“! 

Das erinnert an den Spruch: „Glauben heißt nichts wissen!“ Wenn ich den Spruch umdrehe, so müsste es heißen: „Wissen heißt, ich brauch‘s nicht mehr nur glauben.“ 

Aber eine solche Bedeutung von Glauben meint Jesus nicht, meint auch das Evangelium nicht.

Angenommen, ich komm mit jemanden ins Gespräch über Kirche und Religion und der sagt mir: „Ja, i glaub eh an Gott.“ Und dann etwas später. „Aber, in’d Kirchen geh i net. Des gibt ma nix!“ 

Eine solche Vorstellung von Glauben hatte Jesus nie. Und die hatten auch nicht die Evangelien. Der Glaube an die Existenz Gottes war in Israel keine Frage. Die gehörte schon immer zur Tradition der Menschheit seit Urzeiten. Der heutige Atheismus ist verhältnismäßig jung und hat eher etwas mit der narzisstischen Ego-Welle zu tun. 

Unter „Glauben“ verstand Jesus nicht das Gegenteil von „an keinen Gott glauben“, sondern für ihn ist Glauben „das Gegenteil von Ängstlichkeit“.

Wenn ich Angst habe, wenn ich versuche, alles fest im Griff zu behalten, wenn ich ängstlich um Vieles besorgt bin, dann habe ich im Sinn Jesu keinen Glauben. Ich vertraue nicht darauf, dass Gott gut ist und zu mir hält. Dass er’s gut mit mir meint. Ich versuche, alles selbst zu machen. 

Nicht wahr? Das war doch der Thomas. Er brauchte Beweise, er wollte Jesus sozusagen ‚in den Griff bekommen‘. Und er war vorsichtig genug, von seinen Freunden nicht betrogen zu werden. Er vertraute nicht darauf, dass Jesus da ist und lebt. Dass er zu ihm steht. Er verlangte mehr als die andern Apostel. Er wollte den sogenannten Auferstandenen selbst sehen, ja selbst angreifen, berühren. 

Doch eine Woche später brach all das zusammen in der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus.

Die ganzen Vorbehalte, die Zweifel, die Skepsis – all das zählte nicht mehr, war vergeben und vorbei. Thomas ist dem verzeihenden, gnädigen Gott begegnet.

„Mein Herr und mein Gott!“

 Können wir von Thomas lernen, was „Glauben“ heißt?

Oh ja, wir dürfen, ja wir sollen gerade von ihm lernen. Denn darum hat ja Johannes dies in sein Evangelium aufgenommen. Er schreibt zum Schluss: 31“Was aber in diesem Buch steht, wurde aufgeschrieben, damit ihr festbleibt im Glauben, dass Jesus ist der Christus, der Sohn Gottes! Wenn ihr das glaubt, habt ihr das wahre Leben durch ihn!!“

 Es ist also ein „Glaubensbuch“, aus dem wir Glauben lernen.

Also gut! – Ich nehme an, wir möchten doch alle so glauben, wie Jesus es gemeint hat. Wir möchten die Freude erfahren, wir möchten spüren, dass ‚wir’s gut haben‘.

Nun, dann lassen wir uns darauf ein – in 2 Schritten:

Zum 1.: Langsam, Schritt für Schritt mögen wir unser Sicherheitsbedürfnis ablegen und es in die Hände von Jesus übergeben. Ihm das Vertrauen schenken. „Jesus, übernimm jetzt du! Ich vertrau Dir mein Leben an.“ 

Geht das so einfach? Das sagen – und schon hilft’s? – Nun, drum habe ich gesagt: „Langsam, Schritt für Schritt!“ Einer wäre so: 

Ich steh z.B. vor einer Entscheidung. Wie soll ich jetzt handeln? Will ich meinem Zaudern, meinen Zweifeln, meinen Ängsten folgen? Oder – wie würdest Du, Jesus, entscheiden? Was würdest Du tun? „Dein Wille geschehe!“ – Und das Überraschende geschieht: Ich werde frei, die Ängste fallen ab. Und frohen Muts pack ich’s an! 

Zum 2. Schritt: Meine Zweifel und Skepsis und Widerstände, ja mein Versagen, meine Sünden nicht verdrängen, sondern dem verzeihenden Gott anvertrauen. 

„Jesus, du weißt ja, ich hab Fehler gemacht. Ich hab vieles falsch gemacht, gesündigt. Aber ich weiß auch: Du meinst es gut mit uns, verzeihst und Du vertraust mir, Du glaubst ja an mich!“

Ja – das ist ganz, ganz wichtig: Ich glaube, dass Jesus an mich glaubt. 

Die vielen Versager in meinem Leben werde ich nicht verdrängen. 

Wenn ich z.B. einen verschmutzten Anzug anhabe, dann darf ich nicht so tun, als wär er eh sauber. Ich muss dazu stehen, dass er verschmutzt ist. Erst dann werde ich ihn zum Reinigen geben.

Und so ist es auch mit meiner verkorksten Vergangenheit. Ich darf sie Jesus übergeben, quasi in seine himmlische Reinigungsanstalt, zur Vergebung der Sünden. Und dann fällt eine Last von mir ab! Wie in dem Lied: „Oh happy day, when Jesus washed my sins away!“ Da also Jesus meine Sünden verziehen, weggewaschen hat, das ist ein glückseliger Tag, a happy day!

Mit solch einem Glauben dürfen wir freudig  leben! Wie heißt’s am Schluss des Evangeliums? „Wenn ihr das glaubt, habt ihr das wahre Leben durch ihn!“  

Mensch, haben wir’s gut!

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