Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

Faith Impulse

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Stefan Schröckenfuchs

Pastor, Superintendent


Betrachtung zum Monatsspruch für den August aus Psalm 63,8

Dschinn aus der Flasche?

Gott als mein Helfer. Das klingt ein bisschen wie in der Geschichte von Aladin aus „Tausend und einer Nacht.“ Wenn Aladin ein Problem hat, muss er nur am Ring seiner Zauberlampe reiben, und schon erscheint ein Dschinn, ein Zaubergeist, der seine Wünsche erfüllt. Gott als mein Helfer, wann immer ich es will? Ist etwa das in diesem Psalm gemeint?

Wie immer lohnt es sich, sich nicht nur einen einzelnen Bibelvers herauszugreifen, sondern nachzulesen, in welchem Zusammenhang er steht. Im Fall des Monatsspruchs vom August ist dies Psalm 63. Überschrieben ist er in der Übersetzung der Basisbibel mit „Psalm von David, als er in der Wüste war“. 

Wüstenerfahrung

Tatsächlich beginnt dieser Psalm nicht mit dem Lob Gottes, sondern mit einer Wüstenerfahrung: „Gott, du bist mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir. Mein Leib schmachtet nach dir im dürren Land, er lechzt nach Wasser, aber es ist keines da.“ 

Der Psalm ist ein Gebet in der Not. Er verweist auf die Flucht Davids vor König Saul. David ist als junger Mann Bediensteter am Hof und Intimus des Königs. Doch weil David Erfolg hat und beliebt ist, ist Saul eifersüchtig geworden und trachtet ihm nach dem Leben. David versteckt sich darum vor Saul in der Wüste, während Saul ihn mit 3.000 Mann verfolgt. David ist in höchster Gefahr. 

Die Sehnsucht nach Ruhe in der heilsamen Gegenwart Gottes und das Verlangen des Körpers nach Wasser gehen in seinem Gebet Hand in Hand. Diese enge Verbindung zwischen körperlichem und seelischem Durst überrascht. Warum schreit David, der offenbar nicht nur von Saul, sondern auch vom Verdursten bedroht ist, zuerst nach der Gegenwart Gottes? 

Erinnerung an vergangenes Heil

Die Antwort findet sich im Psalm. Denn David erinnert sich: „Oft lag ich in meinem Bett und dachte an dich. Ich durchwachte Nächte und überlegte mir: Du bist es gewesen, der mir geholfen hat!“ Gott hat mir auch schon in anderen Situationen geholfen. Darum erhofft sich David auch jetzt Hilfe von Gott. 

Gleichzeitig erwartet sich David von Gott mehr als „bloß“, dass er ihm aus der Patsche hilft. Denn er hat noch eine tiefere Qualität der Gottesbeziehung kennengelernt: „Mit deinem Namen auf den Lippen erhebe ich meine Hände zum Gebet. Wie von Speise und Trank wird meine Seele satt. Lauter Jubellieder kommen von meinen Lippen.“ 

Gott stillt nicht nur den Durst des Körpers, er stillt mehr noch den Hunger und den Durst der Seele. Auch diese Erfahrung trägt David in und durch die Not. Die Erinnerung daran bietet seiner verzweifelten Seele Halt. Oder ist es mehr als eine Erinnerung? Macht er diese Erfahrung nicht auch jetzt, im Moment des Gebets? Jedenfalls weiß er sich in diesem Moment der Bedrängnis geborgen – wie ein Küken, das unter den Flügeln der Henne Zuflucht gefunden hat und sich sicher weiß.

Den Weg des Psalms mitgehen

Der Psalm nimmt, wer immer ihn betet, mit auf einen Weg: Er holt alle ab, die selbst Wüstenerfahrungen – körperlich wie seelisch – machen. Er lädt jedoch dazu ein, nicht bei Kummer und Klage stehen zu bleiben, sondern lenkt den Blick hin zu Gott. „Ich will deine Kraft und Herrlichkeit erfahren“, nimmt sich der Betende vor, und ruft sich in Erinnerung, dass Gott sich als Hilfe und Halt erwiesen hat. Und er ermutigt: „Meine Seele klammert sich an dich.“ 

Mit diesem Gebet Davids können auch wir die Erfahrung machen: Gott ist kein kleines Helferchen, kein Flaschengeist, den ich bei Bedarf für meine Zwecke einsetzen kann. Gott ist viel mehr: Gott ist der Grund des Daseins. Er ist die Quelle, die den Durst meiner Seele stillt. Bei ihm finde ich Zuflucht, und meine aufgescheuchte Seele findet bei Gott selbst in Zeiten der Bedrängnis Halt. Ja, es ist wahr: „Deine starke Hand hält mich fest.“ 

Psalm 63 nach der Übersetzung der BasisBibel 

GOTTES GÜTE IST BESSER ALS LEBEN

631Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war.

2Gott, du bist mein Gott, den ich suche.

Es dürstet meine Seele nach dir,

mein Leib verlangt nach dir

aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.

3So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum,

wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.

4Denn deine Güte ist besser als Leben;

meine Lippen preisen dich.

5So will ich dich loben mein Leben lang

und meine Hände in deinem Namen aufheben.

 

6Das ist meines Herzens Freude und Wonne,

wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;

7wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich,

wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.

8Denn du bist mein Helfer,

und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

9Meine Seele hängt an dir;

deine rechte Hand hält mich.

 

10Sie aber trachten mir nach dem Leben, mich zu verderben;

sie werden in die Tiefen der Erde hinunterfahren.

11Sie werden dem Schwert dahingegeben

und den Schakalen zur Beute werden.

12Aber der König freut sich in Gott. /

Wer bei ihm schwört, der darf sich rühmen;

denn die Lügenmäuler sollen verstopft werden.

 

(c) Deutsche Bibelgesellschaft 

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