Ge­mein­de­brief Wien-Fünfhaus

Passions"opfer" 

Ein Freund hat mir einmal diese Geschichte erzählt: "Der Pastor steht nach dem Gottesdienst am Kirchenausgang und verabschiedet die Gottesdienstbesucher*innen. Auch eine Mutter mit ihrem Kind verabschiedet sich. Die beiden sind noch nicht zur Türe hinaus, da hört der Pastor das Kind zur Mutter sagen: 'Gell, Mama, die wollen auch immer nur unser Geld.'"

Über Geld zu reden ist nicht bequem. Und der Begriff "Opfer" hat keinen besonders motivierenden Klang. In diesem Sinn habe ich es in den vergangenen Jahren häufig verabsäumt, auf das "Passionsopfer" hinzuweisen: eine zusätzliche Gabe, die in früheren Jahren ganz selbstverständlich von vielen Gemeindemitgliedern an die Gemeinde gegeben wurde. Nun wurde ich vom Gemeindevorstand gebeten, wieder einmal darauf hinzuweisen. 

Statt des Begriffs Opfer verwende ich selbst jedoch lieber den Begriff der Hingabe. Das Leben blüht da auf, wo Menschen für einander da sind, miteinander teilen und das "Wir" wichtiger nehmen als das "Ich". Davon bin ich überzeugt. Hingabe geschieht aus Liebe. Sie kostet den, der sich hingibt jedoch auch etwas: was man gibt, ist letztlich ein Stück von sich selbst.  

Jesus hat Hingabe bis zum Äußerste gelebt. In der Karwoche erinnern wir uns daran, dass er sich selbst gegeben hat, denen zugute, die er liebt. Am Ostermorgen feiern wir, dass die Frucht der Hingabe nicht der Tod ist, sondern neu von Gott geschenktes Leben! Diese Zusage gibt Mut und bestärkt uns darin, nicht aus Angst zu handeln, sondern aus Liebe. 

In der Passionszeit sind wir eingeladen, darüber nachzudenken, wie wir Hingabe leben können. Das hat gewiss nicht nur mit Geld zu tun. Weil Geld aber das große "möglichmacher-Mittel" unserer Zeit ist, kann man die Frage, wie ich mit meinem Geld umgehe, auch nicht einfach ausklammern. 

Ein "Passionsopfer" in Form einer Spende an die Gemeinde ist ganz sicher nicht die einzige Antwort auf diese Frage. Sie ist aber auch keine falsche Antwort. Denn in der Kirche gehts zwar hoffentlich nicht immer nur um Geld. Aber ohne Geld gehts leider auch nicht. Erst Dank der verschiedenen Gaben, die alle einbringen, blüht christliche Gemeinschaft auf!  
_{Kontonummer der Gemeinde: AT54 2011 1828 2113 7100}