Was ist ewiges Leben im Sinne Jesu?

Glaubensimpuls

Bild von Dorothee Büürma
Dorothee Büürma

Pastorin, Kinder- & Jugendwerk


Eine Predigt zu Amos 7, 10-15 und Lukas 10, 25-37

Liebe Leser*innen,

Ich möchte in dieser Predigt über das ewige Leben nachdenken.
Und damit meine ich eine ganz besondere Art von ewigem Leben. Die Art von Gottes Ewigkeit, die schon im Hier und Jetzt beginnt. 

"Ewig" ist keine Zeitbestimmung!

Ewiges Leben ist in der Bibel nicht rein zeitlich gemeint. Ewiges Leben spricht von einer besonderen Lebensqualität. Ein Lebensstil oder eine Lebensweise quasi, die Jesus uns Menschen vorgelebt und gezeigt hat.

Wer nach ewigem Leben fragt, such nach Werten wie Gerechtigkeit oder Barmherzigkeit. 

Ewiges Leben ist die Art zu leben, die das Leben besonders macht. Nicht erst dann, wenn wir gestorben sind - ewiges Leben beginnt in unserer Welt!

Das wird in verschiedenen Geschichten von Jesus in den Evangelien deutlich, aber auch in den Paulusbriefen. 

Politisches Nachtgebet Salzburg

Vor einigen Wochen fand in Salzburg nach längerer Pause wieder ein politisches Nachtgebet statt. Einige Mitglieder unserer Gemeinde haben darin mitgewirkt.

Das Thema des Nachtgebets war Gerechtigkeit beziehungsweise die Ungerechtigkeit, die in unserer Welt an vielen Stellen herrscht. 

Diese ist für mich wie ein Beispiel für ein Leben, das nicht ewig ist. Das nicht von Gottes Barmherzigkeit zeugt. 

Wir haben für dieses Nachtgebet unter Anderem den Propheten Amos als Beispiel genommen, der diese Ungerechtigkeiten schon vor 2500 Jahren angeprangert hat.

News
Po­li­ti­sches Nacht­ge­bet in Salzburg

Am 27. Juni 2025 hat dank einer ökumenischen Initiative das Politische Nachtgebet in Salzburg nach einigen Jahren Pause wieder stattgefunden.

Bild von Dorothee Büürma
Dorothee Büürma

Pastorin, Kinder- & Jugendwerk

wei­ter­le­sen

Wie kann ich einen Text aus dem Ersten Testament heute einordnen?

Auf den ersten Blick, mit dem ich, Dorothee, im 21. Jahrhundert, die Lesung aus dem Prophetenbuch Amos betrachte, bin ich etwas erschreckt über die Inhalte, die krassen Worte des Propheten und das Gottesbild, das ich darin entdecke. 

Das deckt sich doch nicht mit meinen Glaubensvorstellungen und Hoffnungen in den Gott, der die Liebe ist; in den Schöpfer des Universums; in den Retter, der vom Kreuzestod auferstanden ist. Der sich den Mitmenschen hingibt aus Gnade und Liebe…

Was ich zunächst über Amos lese, spricht mir so gar nicht ins Herz - was soll diese Grausamkeit Gottes gegen sein eigenes Volk Israel an Gutem bringen? 
Wie kann ein liebender Gott seinem Volk gegenüber so bösartig handeln? Vor allem, nachdem ja lange Zeit zuvor in der Geschichte der Arche Noah schon deutlich wurde, dass eine Vernichtung der Menschen ja auch nicht hilft. 

Daher gibt es ja den Regenbogen als Zeichen der Versöhnung, als Zeichen der Treue Gottes zu den Menschen. Hat Gott das alles zur Zeit des Amos schon wieder vergessen gehabt?

Ich habe in der Vorbereitung auf diese Predigt auf ein Buch zurückgegriffen, das ein Roman über den Propheten Amos ist. Der Author erklärt in seinem Vorwort:

 

Die Bibel hat in unserem Jahrhundert ein merkwürdiges Schicksal: Noch nie ist ihre Entstehung, ihre Geschichte, ihr einzigartiger Inhalt so deutlich den Menschen vor Augen gestanden. 

Noch nie aber ist die Distanz der Menschen von diesem Buch so groß, die Kenntnis und das Verständnis seines Inhalts so gering, der Zugang zu ihm für die Menschen so schwierig gewesen wie (in unserem) Jahrhundert. …

Es scheint, dass es mit der bloßen Übersetzung in die Sprache der Gegenwart nicht mehr getan ist. Zu groß ist der Abstand der biblischen Welt, 

die ja eingebunden ist in die vergangene patriarchalisch-agrarische Weltzeit, von unserer technisierten Welt(zeit).

Hermann Koch
"Wenn der Löwe brüllt."

Aus diesem Grund verpackt der Author die 9 Kapitel des Buches Amos in einen Roman mit 331 Seiten. Er hat die historische Lebenswelt des Propheten recherchiert und die vielfältigen Hintergrundinformationen aus Geschichte, Archäologie, Theologie und weiteren Fachbereichen in einen leicht zu lesenden Roman verpackt. 

In diesem Buch wird detailliert das Leiden der einfachen Menschen vom Volk Israel zur Zeit des Propheten beschrieben. 

Das Leben & Wirken des Propheten Amos

Amos selbst war ein einfacher Hirte, der die Sorgen der Menschen kannte und ihr Schicksal mit eigenen Augen sah.

Der König, der über dem Volk Israel herrschte, Jerobeam II, war vom Volk als von Gott eingesetzt angesehen. 
Sein Vorgänger Juda war vom Propheten Elischa im Auftrag Gottes zum König gesalbt worden. Unter der Aufsicht des Königs gab es mächtige Kaufleute im Volk, die die armen Bauern und einfachen Händler betrogen, die sie ausnutzten, die sich mit List und Gewalt immer weiter bereicherten und gleichzeitig immer mehr Menschen an der Armutsgrenze in die Sklaverei verkauften. Auch die Priester Gottes lebten in Reichtum und waren Teil des Unterdrückungssystems. 

Die Not und Armut der Bevölkerung wurde immer größer, was dem Hirten Amos zu Ohren kam, der sein Leben  hauptsächlich abseits der Stadt auf den Feldern verbrachte. Er hatte Visionen von Gott und sah das Leiden der Menschen. Er sah auch die Warnungen Gottes vor dieser Ungerechtigkeit und die Androhung der gerechten Strafen. 

Amos war sich aber unsicher, was er als einfacher Hirte dagegen tun könnte. Gott sprach zu ihm in einem Erdbeben mit gewaltigem Gewitter - und Amos nahm die Berufung zum Propheten Gottes an. 

Amos, wie so viele Propheten, wollte dem Volk Israel Gottes Sichtweise predigen - er versuchte, die Unterdrücker zur Umkehr zu bewegen. 

Er gab den Unterdrückten Hoffnung, dass Gott tatsächlich an ihrer Seite steht. 

Doch leider - wie so oft im Leben - ließ sich die machtgierige und einflussreiche Oberschicht nichts sagen. Amos wurde immer wieder bedroht und verjagt. Bis die Warnungen, die Amos den Mächtigen ausgesprochen hatte, wahr wurden. 

Im Text lässt Gott die Völker der Feinde das Land seines Volkes Israel erobern. Es kommt zu Morden, Gewalt und Vernichtung. Die Städte werden zerstört und die ehemaligen Unterdrücker werden umgebracht - im Auftrag Gottes. 

Problematische Gottesbilder

Das ist das Gottesbild, mit dem ich mich wirklich schwer tue. Der Gott, der gnädig ist, der das Leben schenkt, der scheint hier wirklich unbarmherzig. Oder nicht?

Vielleicht kommt es hier auf unsere Sichtweise an!

Die barbarischen Machthaber wollten sich nicht von ihrer gewaltvollen Art abbringen lassen - trotz wiederholter Bitte durch den Propheten Amos. 

Das leidende Volk, das im Elend verreckte, wurde durch diesen Gewaltakt Gottes befreit. Es gibt also auch in dieser Geschichte Menschen, die die Barmherzigkeit Gottes spürten. Die durch Gott Befreiung, Hoffnung und Gutes erfahren in ihrem Leben. Das ist nun eher das Gottesbild, das ich auch bei Jesus finde.

Und hier wird deutlich: auch unser eigenes Gottesbild ist von unserer Sichtweise geprägt. Was ganz offensichtlich ist, nicht nur bei Amos, sondern immer wieder in der Bibel, ist, dass sich Gott auf die Seite der Schwachen stellt. Dass Gottes Blick auf die Unterdrückten fällt. Dass für Gott diejenigen im Mittelpunkt stehen, die am Rand des öffentlichen Lebens stehen und in der Welt oft wenig Beachtung finden.

Der Prophet Amos, der ja eigentlich ein Hirte war, steht auf seine eigene Weise zwischen den Extremen. Er war weder besonders wohlhabend noch lebte er in extremer Armut. 

Er kam mit seinem Alltagsleben eigentlich gut zurecht und hatte alles, was er brauchte um zufrieden zu sein. 

Amos erinnert mich ein bisschen an die vielen Menschen unserer Zeit, die zwar nicht im Überfluss leben, aber die dennoch ohne größere Einschränkungen über die Runden kommen. Ich denke, viele von uns können sich mit der Lebenssituation des Amos einigermaßen identifizieren. Er war nicht ungebildet, hatte aber auch keine große Karriere gemacht. 

Er war ein Durchschnittsbürger wie man ihn auch in Österreich oder in Bayern findet.

Genau deswegen ist seine Perspektive so wichtig: er entscheidet sich dafür, das Leiden der ärmeren Mitmenschen nicht nur zu sehen, sondern sich für sie einzusetzen - mit allen Konsequenzen, die er dadurch zu spüren bekommt. Für Amos ist es ein Ausdruck seines Glaubens, sich mit Gottes Hilfe auf die Seite der Schwachen zu stellen und mit ihnen die Missstände in Politik und Gesellschaft anzuprangern. 

Wo/ wie finden wir ewiges Leben?

Und mein Denken springt in unsere heutige Zeit. Was ist unsere Auftrag von Gott? Wo lenkt Gott unseren Blick hin und wo sehnen sich Menschen nach Gottes ewigem Leben?

An dieser Stelle möchte ich ganz kurz auf die Geschichte schauen, die wir als Evangelium gehört haben. Jesus erzählt das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. 

Unser methodistischer Bischof für Mittel- und Südeuropa, Stefan Zürcher, hat über dieses Gleichnis zum Abschluss der Jährlichen Konferenz in Wien gepredigt vor einigen Wochen. Seine Predigt ist hier nachzulesen:

 

Glaubensimpuls
Unter die Räuber gefallen

Predigt zum Abschluss der Jährlichen Konferenz von Bischof Dr. Stefan Zürcher zu Lukas 10,25-37

Bild von Dr. Stefan Zürcher
Dr. Stefan Zürcher

Bischof Mittel- und Südeuropa

wei­ter­le­sen

Bischof Zürcher hat mit einer interessanten Frage begonnen.
Nämlich nach der Perspektive Gottes in dieser Geschichte.
Oft, wenn wir dieses Gleichnis lesen, denken wir automatisch, dass es darin um menschliche Nächstenliebe geht.
Und wir vergessen, dass Jesus in seinen Gleichnissen immer auch etwas über Gott erzählt hat.

Gott als der Barmherzige Samariter

Bischof Stefan hat uns eingeladen, Gott als den barmherzigen Samariter wahrzunehmen. 

Als denjenigen, der aus Liebe zu selbst dem ärmsten Menschen, den alle anderen ignorieren, stehen bleibt und Hilfe leistet.

Gott lässt leidende Menschen nicht einfach am Wegrand liegen. Gott wendet den Blick nicht ab, wenn wir das Gefühl haben, kein Mensch sieht uns mehr.

Gott geht weit über die erste Hilfe hinaus und beschenkt den leidenden Menschen so reich, dass er von allen Schmerzen und allen Verletzungen heilen kann.

Auch das ist eine Art von ewigem Leben, ganz im Sinne Jesu.

Welche Rolle(n) haben wir Menschen?

Es gibt Zeiten im Leben, da sind wir selbst die Verletzten, die am Rande unserer Kräfte sind, die im Abseits liegen und die aus eigenen Anstrengungen nicht mehr weiter kommen. 
Jesus versichert uns, dass wir uns in diesen Situationen von Gott mit neuem Leben beschenken lassen dürfen.

Es gibt andere Zeiten, da sind wir vielleicht diejenigen, denen es gut geht, die ihren verschiedenen Verpflichtungen und Aufgaben nachlaufen und versuchen, alles gut zu erledigen, ohne zu viele Unterbrechungen. 
Jesus lädt uns ein, dass wir uns in unserem Alltagstrott immer wieder bewusst unterbrechen lassen dürfen.

Dass wir den Blick immer wieder auf die Menschen richten sollten, die am Wegrand liegen und aus eigener Kraft nicht weiterkommen.

Wie erhalten wir ewiges Leben?

Ewiges Leben bedeutet, sich liebevoll für eine gerechtere Welt einzusetzen und Gottes Barmherzigkeit weiterzugeben, so wie wir sie selbst erfahren im Leben.

Gottes Geist gebe uns dazu die Liebe, die Weisheit, die Geduld und den Mut. 
Amen.

Glaubensimpulse

Mehr Glau­bens­im­pul­se

Ihr Browser ist veraltet!

Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt darzustellen. Den Browser jetzt aktualisieren