Ja sagen!

Glaubensimpuls

Bild von Dorothee Büürma
Dorothee Büürma

Pastorin, Erwachsenenbildung


Eine Predigt zur Aufnahme neuer Mitglieder der EmK Salzburg, und zu Lukas 1,26-56

Im Gottesdienst zum 2. Advent wurde in der EmK Salzburg die Aufnahme in die Bekennende Mitgliedschaft gefeiert. Diese Predigt verbindet den Schritt in die Mitgliedschaft und die Botschaft des Engels an Maria im 1. Kapitel des Lukasevangeliums.

Der Bibeltext, auf dem diese Predigt basiert, kann hier nachgelesen werden: 
Lukas 1,26-56

 

Liebe Leser*innen,

Ich habe dieser Predigt den Titel „Ja sagen!“ gegeben.

Dieser Titel passt meiner Meinung nach perfekt zum Evangeliumstext (Lukas 1,26-56) und auch zur Aufnahme in die Mitgliedschaft.

Ja

Ein „Ja“ sagen bedeutet, jemandem oder einer Sache zuzustimmen. Es bedeutet, sich dieser Person oder Angelegenheit gegenüber positiv einzustellen. 
Es ist eine Zusage: Ja, ich sehe dich, ich nehme dich wahr. Ja, ich stehe auf deiner Seite.

Das "Ja" der Taufe

Im Leben als Christ*innen werden wir immer wieder Momente haben, in denen wir unser „Ja“ sagen. Da ist das „Ja“ in der Taufe: Wir wollen durch die Taufe in den Bund mit Gott eintreten. Dieses „Ja“ sagen Erwachsene entweder für sich selbst oder für ihre Kinder, die getauft werden. Es braucht eine gewisse Mündigkeit und ein Verantwortungsbewusstsein, sich für die Taufe und ein Leben als Teil einer Gemeinde zu entscheiden. 
Mit diesem „Ja“ zu Gott ist viel Segen verbunden, aber auch Aufgaben, Dienste und Verantwortung.

Da ist nämlich noch die andere Seite derselben Münze:

Auch Gott spricht uns Menschen sein „Ja“ zu. Auch uns gilt die Zusage Gottes, dass er uns sieht; dass er uns liebt; dass er uns annimmt; und dass er in, mit und durch uns seine Liebe in dieser Welt ausbreiten möchte.

Gott traut es uns Menschen zu, dass wir für ihn in der Welt wirken; dass wir mit ihm mit-wirken an der Neuschöpfung der Erde. 

Ja zum Mit-Wirken

Das hat mich diesen Advent wieder stark beeindruckt:

Dass Gott, der die Welt und alles Leben in seiner Ewigkeit hält, dass dieser Gott nicht einfach tut und verändert, wie er Lust und Laune hat. Dass Gott eben nicht immer gleich ausradiert und verbessert, wenn auf der Welt etwas nicht seinen Vorstellungen entspricht. Oder dass Gott auch nicht wie ein Marionetten-Theater-Spieler die Menschen in andere Richtungen schiebt und ihre Arme und Beine nach seinen Vorstellungen bewegt.
Gott hat nicht im Sinn, das Leben auf dieser Welt wie ein Dirigent zu leiten. 

Im Text aus dem Lukasevangelium wird deutlich, dass Gott da ganz anders ist. Gott wünscht sich ein Miteinander. Gott schickt seine Weisungen nicht von oben herab, sondern Gott stellt sich neben und unter uns Menschen. 

Gottes "Ja" zu Maria und Marias "Ja" zu Gott

Die Geschichte von Maria und dem Engel Gottes hat mich deswegen dieses Jahr wieder besonders berührt. 
Im Lukasevangelium ist die Begegnung zwischen Maria und dem Engel recht ausführlich beschrieben:

Es kommt nicht einfach nur die himmlische Botschaft von oben: Maria, du wirst den Sohn Gottes gebären! Nein, ganz im Gegenteil, der Engel lässt sich auf ein Gespräch mit Maria ein. Er beantwortet ihre Fragen, er nimmt ihre Sorgen ernst. Und er macht ihr Mut.

Maria muss sich nicht willkürlich einem göttlichen Zwang aussetzen. Sie wird aktiv in das Heilsgeschehen mit hineingenommen. Sie entscheidet sich für diesen Dienst mit Gottes Hilfe. Gott traut ihr, der unbedeutenden Maria, Großes zu. Das ist Gnade! Die vorauseilende Zusage Gottes, dass jeder Mensch für ihn wichtig ist!

Marias „Ja“ zu diesem göttlichen Plan ist ein ganz wesentlicher Teil dieser Geschichte. Gott erwartet nicht einfach, dass das, was er plant, von uns Menschen sofort ausgeführt wird. 

Gott erwartet ein aktives „Ja“ von uns Menschen zu seinem Wirken in dieser Welt. 

Maria antwortete zunächst recht einfach: "Ich diene dem Herrn. Es soll geschehen.“

Später, nachdem sie Zeit hatte, diese Entscheidung zu reflektieren, sprudelte aus Maria ein wahrer Lobgesang hervor. Wir kennen ihn unter dem Titel „Magnificat“ – meine Seele erhebt den Herrn:

„Alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter. 
Denn er wendet sich mir zu, obwohl ich nur seine unbedeutende Dienerin bin. Von jetzt an werden mich alle Generationen glückselig preisen.
Denn Gott, der mächtig ist, hat Großes an mir getan.“ (Lk 1,47-48)

Maria hat Zeit gebraucht, sich des Wirkens Gottes in ihrem Leben so richtig bewusst zu werden. Auch das ist für mich ein wichtiges Detail im Evangeliumstext:
Gott handelt nicht immer so, dass es alle sofort sehen. 
Gott lässt uns Menschen Zeit, damit wir uns auf die Veränderungen einstellen können; damit wir uns auf seine Wege ganz bewusst einlassen können.

Kommen wir zum „Ja“ zurück.

Ist da wirklich ein göttliches "Ja"?

Vielleicht geht es euch auch so – ich höre immer wieder, dass Menschen an Gott zweifeln, weil er nicht sofort das tut, was sie sich in ihren Gebeten wünschen.
Oder weil Gott nicht eigenmächtig mit Gewalt einschreitet und alles Böse in die Schranken weist.
Weil Gott nicht der Herrscher auf dem Himmelsthron ist, nach dessen Befehl sich die Welt dreht und wendet.

Das neutestamentliche Gottesbild ist ein ganz anderes. 
Da finden wir einen Gott, der Mensch wird. 
Da ist Gott nicht der Alleinentscheidende, sondern Gott wirkt durch Begegnung und Beziehung mit uns Menschen. 
Und, ganz wichtig, Gott wirkt nicht entgegen unseres Willens. Gott zwingt uns nicht, seinen Ideen zu folgen. Stattdessen öffnet Gott uns mit viel Geduld und im Dialog die Augen und die Herzen für das, was im Leben wichtig ist.

Das "Ja" im Herzen

Auch wir werden im Leben schon Erlebnisse gehabt haben, in denen wir das Gefühl hatten: „Gott hat mir die Augen geöffnet.“ „Ich habe das Heil erkannt.“ „Da hat sich in mir etwas verändert!“

Und wir werden auf dem Weg im Glauben noch weitere solche Lichtblicke haben. Denn Gott ist ja mit uns unterwegs! 

(an dieser Stelle wurde im Gottesdienst ein kurzes persönliches Zeugnis erwähnt, das hier nicht veröffentlicht wird)

Immer wieder erleben wir im Glauben solche Zeiten, in denen wir Gottes „Ja“ spüren und in denen wir mit unserem „Ja“ antworten.

Das sind Momente, die uns durch schwierige Zeiten hindurch tragen können und die uns Mut machen.

Mitgliedschaft braucht ein "Ja"

Unsere neuen Mitglieder haben heute ihr „Ja“ zum Weg mit dieser Gemeinde bekräftigt. Und wir in der Gemeinde haben unser „Ja“ zu ihnen laut ausgesprochen.

Es tut gut, einander immer wieder diese Zusage, dieses „Ja“ zu schenken. Nicht, weil wir dazu von Gott gezwungen sind, sondern weil wir es von Herzen gern tun. Und weil wir wissen, dass so ein „Ja“ ganz wunderbar wirken kann in unserem Leben.

Ich möchte euch in diesem Advent die Zusage Gottes zu euch allen mit auf den Weg geben – das habt ihr sicher gespürt in dieser Predigt.

Ich möchte euch aber auch Mut machen, immer wieder euer eigenes „Ja“ zur Sache Gottes zu geben. Auch unsere Gemeinde braucht Menschen, die ihr „Ja“ zu den Aufgaben der Gemeinde sagen.

Wir sind Teil einer weltweiten Kirche, durch deren Strukturen und Ressourcen wir seit 75 Jahren gesegnet sind. Diese Kirche, zu der wir gehören, hat viel investiert in die Menschen, die sich in Salzburg als Gemeinde zusammengefunden haben. 
Uns wird und wurde auch in der Vergangenheit immer wieder zugetraut, dass wir wichtig sind als Standort der Kirche. Dass wir Menschen mit der Zusage Gottes zu ihrem Leben erreichen können und dass sich eine tragfähige Gemeinschaft bilden kann in Salzburg. Seit 75 Jahren wird das nun schon gelebt hier.

Und wir brauchen als Gemeinde auch immer wieder die Zusage der einzelnen Mitglieder und ihrer Angehörigen: „Ja, wir wollen uns in den Dienst Gottes stellen.“ „Ja, wir wollen mitwirken in dieser Gemeinde“. „Ja, wir wollen unsere Zeit und unsere Gaben für Gott zur Verfügung stellen.“

Liebe Geschwister im Glauben, unsere Gemeinde kann Großes bewirken, wenn wir uns gemeinsam darauf einlassen. Gottes „Ja" wartet auch immer auf unsere Antwort.

Im kommenden Jahr ist ein Wahljahr unserer Kirche. 
Ich bitte euch heute schon: Betet für die Gemeinde. Betet für die EmK in Österreich. Betet für die Generalkonferenz.
Betet dafür, dass sich Augen und Herzen öffnen für ein „Ja!" Zum Dienst mit Gott und den Gemeinden. 
Und prüft auch eure eigenen Herzen: Wozu könnte Gott euer „Ja“ gebrauchen?

Amen.

Mehr Infos über Mit­glied­schaft in der EmK

Wie in den meisten andern Kirchen wird man durch die Taufe (üblicherweise als Säugling) Mitglied der Kirche. Wir erwarten von allen Getauften, dass sie im Laufe ihres Lebens auf die Verheißung ihrer Taufe antworten, sich als bekennende Mitglieder aufnehmen lassen und Verantwortung in der Kirche übernehmen. Wenn Sie Mitglied in der EmK werden möchten, besuchen Sie eine unserer Gemeinden und treten Sie mit der Pastorin oder dem Pastor in Kontakt

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Die Evangelisch-methodistische Kirche lebt v.a. von den Beiträgen ihrer Mitglieder: Wer bekennendes Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche wird, verspricht sich am Leben der Kirche „durch Gebet, Mitarbeit und regelmäßige Gaben" zu beteiligen und verpflichtet sich somit zu einem Mitgliedsbeitrag. Dieser Mitgliedsbeitrag ist steuerlich absetzbar.

In Österreich gibt es 9 Gemeinden mit ca. 1.400 Mitgliedern.

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) in Österreich

 

  • - ist als Teil der United Methodist Church mit ca. 12 Millionen in mehr als 130 Ländern weltweit eine internationale Kirche. Den im Weltrat Methodistischer Kirchen (World Methodist Council) verbundenen Kirchen gehören derzeit ca. 90 Millionen Mitglieder an.
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  • - ist aus der „Methodistischen Bewegung“ hervorgegangen, die im 18. Jahrhundert als Sozial- und Heiligungsbewegung in der Kirche von England entstanden ist. Zu den Begründern der Methodistischen Bewegung gehören die Brüder und Pfarrer der Kirche von England John und Charles Wesley.
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  • - betont die Verbindung von sozialem Engagement (Liebe zum Nächsten) und persönlicher Frömmigkeit (Liebe zu Gott). Der soziale Schwerpunkt kommt auch in der einzigen „bekenntnisartigen“ Schrift,  dem Sozialen Bekenntnis der EmK,  zum Ausdruck.
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  • - ist eine Kirche, die in der Zeit der Aufklärung entstanden ist. Gemäß dem Ideal von John Wesley ist jede Christin, jeder Christ berufen, zu denken, und denken zu lassen („Think and let think“). Sie misst der Frage nach der persönlichen Glaubenspraxis und Lebenshaltung mehr Bedeutung zu als Fragen der lehrmäßigen Doktrin.
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  • - ist eine evangelische Kirche und steht als Mitgliedskirche der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa in Kirchengemeinschaft z.B. mit der Lutherischen und der Reformierten Kirche in Österreich.
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  • - ist in Österreich seit 1871 tätig und hat heute ca. 1500 Mitglieder in neun Gemeinden. Es gibt derzeit sechs hauptamtliche Pastorinnen und Pastoren.
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  • - wurde 1951, fast 60 Jahre nach dem ersten Ansuchen, staatlich anerkannt. Sie ist somit Körperschaft Öffentlichen Rechts und bildet in Österreich eine einzige Kultusgemeinde.
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  • - ist Gründungsmitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich.
  • - ist eine demokratisch verfasste Kirche, deren Leitungsgremien paritätisch von Ordinierten (Pastor*innen) und Nichtordinierten (Laien) besetzt sind. Alle Ämter stehen Frauen und Männern gleichermaßen offen.
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  • - ist Teil der Zentralkonferenz (Bischofssprengel) Mittel- und Südeuropa, die derzeit unter der Aufsicht von Bischof Dr. Stefan Zürcher in Zürich steht. Der jeweilige Bischof / die Bischöfin wird in seiner / ihrer Abwesenheit von einer von ihm ernannten Superintendentin / einem von ihm ernannten Superintendenten vertreten.
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  • - ist Trägerin und Eigentümerin der Diakonie Zentrum Spattstraße gGmbH in Linz. Gegründet 1963, leistet die Spattstraße seit bald 60 Jahren innovative Arbeit im Bereich der Kinder- und Jugendwohlfahrt (und darüber hinaus) und ist zu einer unentbehrlichen Einrichtung in der oberösterreichischen Soziallandschaft geworden.

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