Vier Ver­fas­sungs­än­de­run­gen weltweit an­ge­nom­men

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Die United Meth­odist Church hat eine be­deu­tende Struktur­reform rati­fiziert. Wich­tigster Kern­punkt ist die «Regio­nali­sierung», die Kirchen­regionen welt­weit zu gleich­berech­tigten Kirchen­teilen macht.
UMC News
  • Die United Methodist Church hat vier Verfassungsänderungen ratifiziert, darunter die weltweite Regionalisierung.
  • Künftig erhalten alle Teile der weltweiten Kirche gleiche Kompetenzen für Entscheidungen und mehr Spielraum zur Gestaltung.
  • Auch Inklusion und das Engagement gegen Rassismus wurden gestärkt und Anforderungen für Wahlberechtigungen bei Pfarrpersonen geklärt.

Der Bischofsrat der United Methodist Church (UMC) hat am 5. November die Ratifikation von vier weitreichenden Verfassungsänderungen bekannt gegeben. Bei den Abstimmungen der Jährlichen Konferenzen (Kirchenparlamente) weltweit erreichten alle Vorlagen deutlich mehr als die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Damit treten sie sofort in Kraft.

Bischöfin Tracy S. Malone, Präsidentin des Bischofsrats, sprach von einem «prägenden Moment der Erneuerung und Einheit der Kirche». Die Beschlüsse spiegelten die Vielfalt der weltweiten Gemeinschaft wider und stärkten «den gemeinsamen Auftrag, Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu Christi zu gewinnen und die Welt zu verwandeln».

Gleichberechtigte Regionen

Zentraler Bestandteil der Reform ist die sogenannte Regionalisierung. Dieses neue Strukturmodell ersetzt die bisherigen Zentralkonferenzen ausserhalb der USA und schafft gleichwertige Regionalkonferenzen in Afrika, Europa, den Philippinen und den USA. Jede Region erhält die gleiche Befugnis, Teile der Kirchenordnung (Book of Discipline) an ihre kulturellen, rechtlichen und missionarischen Gegebenheiten anzupassen.

Bisher besassen nur die Zentralkonferenzen ausserhalb der USA diese Anpassungsbefugnis. Die Generalkonferenz als das oberste Leitungsgremium der UMC war stark auf US-Themen fokussiert. «Regionalisierung ist die Chance, die Kirche dezentraler zu organisieren, sodass sie keine US-dominierte Kirche ist, sondern der Methodismus in jeder Region ein einzigartiger Ausdruck der Kirche sein kann», erläuterte Judi Kenaston vom Connectional Table, der die Vorlage für diese veränderung massgeblich entwickelte. Der Connecional Table ist eine Art Runder Tisch, der viele, meist international arbeitende Einrichtungen der Kirche vernetzt.

Regionen stärken, Einheit wahren

Regionalkonferenzen erhalten unter anderem die Befugnis, eigene Gesangbücher zu publizieren, Standards für Laienmitgliedschaft und Ordination festzulegen, regional angepasste liturgische Formulare zu entwickeln und ein eigenes kirchliches Gericht einzusetzen. Die Frage der LGBTQ-Inklusion, insbesondere die Zulassung gleichgeschlechtlicher Trauungen und ordinierter LGBTQ-Geistlicher, wird künftig ebenfalls von den Regionalkonferenzen entschieden im Einklang mit den jeweiligen nationalen Gesetzen.

Die Generalkonferenz bleibt das oberste legislative Organ für übergreifende Angelegenheiten. Auch der Bischofsrat und der oberste Rechtshof der Kirche verbinden weiterhin die weltweite Gemeinschaft.

Inklusion und Vielfalt gestärkt

Mit der zweiten Verfassungsänderung werden in der englischsprachigen Fassung der Kirchenordnung «gender» und «abilty» in die Liste derjenigen Merkmale aufgenommen, die keine Grundlage für den Ausschluss von der Mitgliedschaft bilden dürfen. Damit setzt die Kirche ein weiteres Zeichen der Gleichberechtigung.

Angepasste Formulierung

Die in der «Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa» (ZK MSE) zur Abstimmung vorgelegte Fassung verzichtete in den Übersetzungen in die jeweilige Landessprache auf eine Aufzählung. Stattdessen heisst der entsprechende Passus in der deutschen Übersetzung:

«Alle Menschen sind ohne Unterschied eingeladen, am kirchlichen Leben teilzunehmen, die Sakramente zu empfangen und sich auf Grund der Taufe als Getaufte Glieder und auf das Bekenntnis ihres christlichen Glaubens hin als Bekennende Glieder aufnehmen zu lassen.»

Zur Begründung heisst es in der Beschlussvorlage: «Die Kirchenordnung der ZK MSE verzichtet auf eine Aufzählung, sondern formuliert ‹alle Menschen›, da mit einer Aufzählung nie alle erfasst werden.»

Klar gegen Rassismus und Kolonialismus

Die dritte Verfassungsänderung bekräftigt das Engagement der United Methodist Church für Gerechtigkeit und gegen Rassismus. Der überarbeitete Artikel erklärt nun explizit, dass Rassismus, geprägt von kolonialem Erbe, struktureller Ungleichheit und weissem Privileg, Gottes Liebe widerspreche.

Einheitliche Standards bei Wahlen

Die vierte Änderung legt verbindliche Ausbildungsstandards für Pfarrer:innen fest, die an den Wahlen zu kirchlichen Delegierten teilnehmen dürfen. Nur Pfarrer:innen, die ihre theologische Ausbildung abgeschlossen und mindestens zwei Jahre im Dienst waren, sind künftig stimmberechtigt. Diese Regelung schafft Klarheit und Einheitlichkeit innerhalb der weltweiten Kirche.

Abstimmungsergebnisse

Folgende Ergebnisse zu den einzelnen Abstimmungen gab der Bischofsrat bekannt:

VorlageJa-StimmenNein-StimmenAnteil Ja-Stimmen
Regionalisierung34 148312491.6%
Inklusion33 895292092.0%
Antirassismus33 875298991.9%
Anforderungen33 952279292.4%

Ein Schritt in eine neue Ära

Für die acht Zentralkonferenzen in Afrika, Europa und den Philippinen wird sich kurzfristig nur der Name in «Regionalkonferenzen» ändern. Die grösste Veränderung ist die Schaffung einer neuen Regionalkonferenz in den USA. Der Bischofsrat setzt in den kommenden Monaten eine Kommission zur Organisation der neuen US-Regionalkonferenz ein. Nach der Generalkonferenz 2028 sollen alle Regionalkonferenzen erstmals regulär tagen.

Die nun in Kraft gesetzten Veränderungen der Kirchenordnung bieten der United Methodist Church nicht nur neue Möglichkeiten zur Förderung der Inklusion, sondern auch zur Stärkung einer globalen Gemeinschaft, die Vielfalt wertschätzt und die Stimmen aller Methodist:innen gleichwertig hörbar macht.

S.F. / Quellen: Medienmitteilung Bischofsrat, UM-News Berichte zur Regionalisierung und den anderen Beschlüssen
Foto: Paul Jeffrey

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