Schöp­fungs­ver­ant­wor­tung als Akt des Glaubens

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Simone Viljoen

Team Klimaschutz


Noch bis 4. Oktober feiern Christ*innen weltweit die Ökumenische Schöpfungszeit – eine Betrachtung von Simone Viljoen zu unserem Glauben und der Verantwortung der Schöpfung gegenüber.

Schöpfungsverantwortung und das Gute Leben

Schöpfungsverantwortung bedeutet nicht nur, dass wir individuelle Entscheidungen zu Recycling oder Energiesparen treffen. Es geht auch um Gerechtigkeit, um ein gutes Leben und unsere Nachfolge Jesu auf dem Weg des Glaubens. Als Kirche und als einzelne Gläubige sind wir sowohl spirituell als auch politisch. Wir sind berufen, uns mit anderen zusammenzuschließen, unsere Stimmen zu erheben und achtsam zu leben – um der Menschen, des Planeten und der kommenden Generationen willen.

Der September ist der Monat der Schöpfung – eine Zeit, in der christliche Personen auf der ganzen Welt innehalten, um über Gottes Geschenk der Schöpfung nachzudenken und dafür zu danken. Es ist auch eine Zeit, unser Engagement für Gottes Schöpfung zu erneuern und uns an die Verantwortung zu erinnern, die wir für sie tragen.

Der Klimawandel fordert uns täglich heraus. Nachrichten über Dürren, Überschwemmungen, Brände und Stürme lassen uns klein und ohnmächtig fühlen. Diese Veränderungen hautnah zu erleben, ist beängstigend und real. Wir mögen als Kirche und als einzelne Personen uns vielleicht die Frage stellen: Was bewirken unsere kleinen Bemühungen überhaupt? Lohnt sich der Einsatz wirklich?

Die Wahrheit ist: Schöpfungsverantwortung bedeutet so viel mehr, als nur die Wirkung unserer Bemühungen in Tonnen von CO₂ oder in gesparten Litern Wasser zu messen. Es geht darum, treu zu leben, achtsam zu sein, wie wir uns durch die Welt bewegen und Gottes Liebe durch unsere Entscheidungen zum Ausdruck zu bringen. Es ist nicht nur eine Frage von Aufwand und Wirkung – es ist eine Frage der Nachfolge.

Graz: Kleine Schritte im Alltag

In Graz hat die Evangelisch-methodistische Gemeinde in den letzten Jahren viele kleine, aber bewusste Schritte gesetzt, um achtsam zu handeln: Umstellung auf Ökostrom und Anschluss an die Fernwärme, Entscheidung für Fair-Trade-Kaffee, jeweils ein weiteres vegetarisches Gericht bei jedem Gemeindemittagessen und Vermeidung von Einweggeschirr bei Veranstaltungen. Der Müll wird getrennt, die Reinigungsmittel sorgfältig ausgewählt, auf Recyclingpapier kopiert und viele kommen mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Kirche.

Lösen diese Schritte den Klimawandel? Natürlich nicht. Aber sie erinnern uns selbst daran und zeigen unseren Nachbar:innen, dass es andere, bewusstere Wege gibt, unser Leben und unseren Glauben zu gestalten. Sie machen sichtbar, dass die Liebe zu Gott und das Weitergeben von Gottes Liebe nicht nur Worte sind, sondern auch gelebte Praxis.

Salzburg: Gemeinsam Wachsen

In Salzburg arbeitet die Gemeinde mit anderen zusammen, um Religions 4 Future Salzburg aufzubauen. Diese interreligiöse Initiative wurde offiziell während eines ökumenischen Schöpfungsgottesdienstes am 21. September im Kurpark vorgestellt. Bereits im Sommer hat die Gemeinde gemeinsam mit Nachbar:innen einen Flohmarkt organisiert. Dieses Fest des Wiederverwendens – statt Neues zu kaufen – und der Gemeinschaft wird jedes Jahr wiederholt.

Auch hier mag die Wirkung schwer messbar sein. Aber diese Begegnungen erinnern uns daran, dass Schöpfungsverantwortung keine Privatangelegenheit ist. Es ist ein gemeinsamer Weg, auf dem wir voneinander lernen und daraus Kraft schöpfen, miteinander unterwegs zu sein – eine Lern- und Weggemeinschaft. Wir müssen das nicht allein tun – und wir sollten es auch nicht.

Wien: Lernen und Leben der Schöpfungsverantwortung

Die englischsprachige Gemeinde (ESUMC) in Wien integriert die Schöpfungsverantwortung ebenfalls in ihr Gemeindeleben. Kleidertausch-Aktionen bieten die Möglichkeit, zusammenzukommen und neue Outfits zu finden, ohne zur „Fast Fashion“ beizutragen. Bei Gemeindetreffen und beim Kirchenkaffee werden wiederverwendbare Teller und Becher genutzt. Sogar die Sonntagsschule nimmt das Thema Schöpfungsverantwortung im Unterricht auf und hilft Kindern, den Glauben mit alltäglicher Praxis von Respekt und Liebe für die Welt, die unser Zuhause ist, zu verbinden.

Auch hier geht es nicht darum, alles auf einmal zu lösen. Es geht darum zu zeigen – besonders der nächsten Generation –, dass ein treues Leben auch achtsame Entscheidungen für die Schöpfung einschließt und dass Fürsorge für die Schöpfung Teil unseres spirituellen Weges ist.

Schöpfung und Soziale Gerechtigkeit

Der Klimawandel trifft die Armen und Verwundbaren am härtesten: Jene, die am wenigsten zum Problem beitragen, leiden oft am meisten unter den Folgen. Für die Schöpfung zu sorgen bedeutet deshalb auch, für Gerechtigkeit einzustehen, zu erkennen, dass der Schutz des Planeten untrennbar mit dem Schutz und der Unterstützung von Menschen verbunden ist – und genau dazu ruft uns Jesus auf.

In diesem Sinn ist Schöpfungsverantwortung sowohl spirituell als auch politisch. Als Kirche sind wir berufen, nicht nur unsere eigenen Gewohnheiten zu ändern, sondern auch unsere Stimme zu erheben, an der Seite anderer zu stehen und auf die strukturellen Veränderungen hinzuarbeiten, die unsere Welt so dringend braucht.

Darum sind Partnerschaften so wichtig. Unser größter Einfluss wird wahrscheinlich nicht darin bestehen, allein Veränderungen umzusetzen, sondern andere Verbündete zu finden und unsere Kräfte zu bündeln. Der Beitritt zu Gruppen wie Religions for Future und anderen interreligiösen Bewegungen, die unsere Werte teilen, kann entscheidend sein. Gemeinsam können wir unser Zeugnis verstärken und auf die Transformation hinwirken, nach der sich unsere Welt sehnt.

Aufwand und Wirkung

Wenn wir über Aufwand und Wirkung im Zusammenhang mit Schöpfungsverantwortung, Klimawandel und achtsamem Leben nachdenken, hoffen wir oft auf eine klare Antwort: Macht es wirklich einen Unterschied, wenn ich weniger Fleisch esse oder ein anderes Verkehrsmittel wähle, während Privatjets noch immer durch die Welt fliegen?

Doch aus der Perspektive des Glaubens bekommt die Frage eine andere Bedeutung. Jeder Versuch, sanfter mit der Schöpfung umzugehen, ist eine geistliche Handlung, eine Tat, die niemandem schadet und ein Ausdruck des Vertrauens, dass Gott für uns sorgt, dass wir uns nicht an endlosen Besitz klammern müssen und dass das „gute Leben“ nicht von „mehr“, sondern von „genug“ geprägt ist.

Ein Gebet für die Schöpfung

Gott, wir danken dir für das Geschenk dieser Welt – für Luft und Wasser, Erde und Samen,
für große und kleine Lebewesen und für die Menschen, mit denen wir diesen Planeten teilen.

Lehre uns, sorgsam und dankbar zu leben.
Stärke uns, wenn uns unsere Bemühungen zu klein erscheinen.
Erinnere uns daran, dass jede Tat der Liebe, so einfach sie auch sein mag,
ein Zeichen deiner Liebe ist.

In diesem Monat der Schöpfung erneuere in uns die Freude am einfachen Leben,
die Geduld, sanft zu gehen,
und den Mut, für Gerechtigkeit einzustehen,
im Vertrauen darauf, dass du uns versorgst und wir nicht mehr brauchen.

Amen.

 

Mehr Informationen zur Ökumenischen Schöpfungszeit gibt es auf der Website des Weltrats der Kirchen und im folgenden Dokument:

Leitfaden zur Schöp­fungs­zeit 2025 (pdf)

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