Bi­schofs­rat: Nicht die Zeit der leisen Töne

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In ihrer Rede an der Sitzung des Bischofs­rats der United Metho­dist Church in Chi­cago (USA) be­nann­te die Vor­sitzende Bi­schöfin die »sys­temische Un­mensch­lich­keit« und die Neu­aus­rich­tung der UMC als zen­trale Heraus­forderungen.
Bischöfin Tracy S. Malone während ihrer Ansprache vor dem Bischofsrat am 28. April 2025 in Chicago.

Der Bischofsrat (COB) der United Methodist Church tagt vom 27. April bis 2. Mai in Chicago. An der Versammlung nehmen etwa 100 aktive und pensionierte Bischöf*innen unter anderem aus Afrika, Asien, Europa und Nordamerika teil.

Zwei Aufgabenfelder

Die Vorsitzende des Bischofsrates, Bischöfin Tracy S. Malone, wandte sich zur Eröffnung der Sitzung am 28. April in einer Rede an ihre Bischofskolleg*innen aus vier Kontinenten. Sie sagte, die Methodist*innen müssten daran arbeiten, das durch die Aushöhlung der Menschenrechte verursachte Leiden zu lindern. Zugleich sollten sie nach den Konflikten und der Trennung der letzten Jahre die UMC wieder neu aufbauen.

Politische Landschaft verändert sich

»Schwarze und braune Gemeinschaften, Einwanderer aller Ethnien, LGBTQ-Personen und zahllose andere sind die Leidtragenden der systemischen Unmenschlichkeit«, so Malone im Blick auf die sich in vielen Ländern und besonders in den USA dramatisch verändernden politischen Verhältnisse. Die aufbrechende Grausamkeit, ungerechte Gesetze und eine missbrauchte und entstellte Theologie würden viel Leiden schaffen. »In Zeiten wie diesen darf die Kirche nicht einfach nur höflich sein!«

Zeit der Entscheidung

Während ihrer Ansprache erinnerte sie die Versammelten wiederholt daran, dass sich die Methodist*innen in einem »Kairos-Moment« befänden, also einem kritischen, alles entscheidenden Zeitpunkt. Dies bedeute konkret, dass Methodist*innen einerseits die kirchliche Arbeit neu konzipieren müssen, während sie sich gleichzeitig dazu verpflichten, die Brüche und Wunden zu heilen.

Mit ihrer Ansprache setzte Bischöfin Malone wichtige Themen für die kommenden Tage, in denen die Bischöf*innen eine neue Vision für die United Methodist Church vorstellen wollen. Der Bischofsrat plant für 2026 ein Führungstreffen, an dem Geistliche und Laien aus der ganzen Welt teilnehmen werden, um gemeinsam eine langfristige Vision für die Arbeit der Kirche zu entwickeln.

Trennung und Erneuerung

In den USA, Nigeria, Liberia, Südafrika, Simbabwe, auf den Philippinen und in Teilen Europas haben in der zurückliegenden Zeit Kirchgemeinden und einzelne Kirchenregionen die UMC verlassen. Teils dauert der Trennungsprozess noch an. Immer wieder kommt es auch zu Konflikten, die vor allem in Afrika teilweise sogar in Gewalt enden.

Malone betonte zugleich, dass in der UMC auch Anzeichen für eine Erneuerung gebe. »Wir sind eine Kirche, die erschüttert worden ist. Aber wir sind nicht zerbrochen«, sagte die Bischöfin. »Wir sind eine Kirche, die beschnitten worden ist, aber wir sind nicht entwurzelt. Wir sind eine Kirche, die vom Feuer geläutert worden ist, aber wir sind nicht verbrannt«.

Die Stimme laut erheben

Gleichzeitig sind sich die Methodist*innen von den Beschlüssen der neuen Trump-Administration und deren Auswirkungen herausgefordert. Unter anderem hat die UMC auf die Streichung der Auslandshilfe durch die Regierung, auf Massenentlassungen auf in US-Behörden und die Inhaftierung und Abschiebung von eingewanderten Personen ohne ordnungsgemässes Verfahren aus den USA reagiert.

»Jetzt ist nicht die Zeit zu flüstern. Denn die Welt braucht den Aufschrei der Kirche«, sagte Malone. »Jetzt ist nicht die Zeit, um zurückzuschrecken. Denn die Welt ruft nach Gerechtigkeit.« Das gemeinsame, weltweite Zeugnis der Methodist*innen auf allen Ebenen der Kirche zusammen mit den ökumenischen und interreligiösen Partner*innwn könne den Weg ebnen für mehr Frieden, Gerechtigkeit, Versöhnung und Verantwortlichkeit.

Neue Bischöf*innen

Der Bischofsrat hieß zudem acht neue afrikanische und europäische bischöfliche Leitungspersonen willkommen, die seit der letzten Sitzung des Rates im November gewählt wurden. Auch die neuen Bischöf*innen sind oft mit der Zunahme von politischer Gewalt und autokratischen Strukturen konfrontiert. In einigen Fällen haben sie auch noch mit den Nachwirkungen langjähriger innerkirchlicher Spaltungen zu kämpfen.

Arbeitsmaterial für Kirchgemeinden

Im Anschluss an Malones Ansprache stellte Bischöfin Kennetha Bigham-Tsai ein Dokument vor, das Bischöf*innen und andere methodistische Führungspersönlichkeiten derzeit erarbeiten, um der Zunahme von Autokratie, politischer Gewalt und christlichem Nationalismus auf der ganzen Welt zu begegnen. Das United Methodist Publishing House plant, das Material im September zu veröffentlichen.

»Unser Zielpublikum sind unsere eigenen Leute, die Methodistinnen und Methodisten in den Kirchenbänken«, sagte Bigham-Tsai, die für die UMC in Iowa und Illinois verantwortlich ist. »Wir hoffen, dass wir uns in verschiedenen Kontexten direkt an die Kirchgemeinden vor Ort und die weltweite UMC wenden können, um einer weiteren Radikalisierung vorzubeugen, so dass unsere Gemeinden den Glauben und die Nachfolge fördern können.«

aus: S.F. / Quelle: Heather Hahn, UMNS

Schreiben - pro­tes­tie­ren - klagen

Wie die UMC in den USA der Politik des Präsidenten begenet

In den USA sucht die UMC seit dem Regierungsantritt von Donald Trump nach einem angemessenen Umgang und wirksamen Antworten auf dessen Politik. 

Hier eine (gekürzte) Zusammenfassung aus "Kirche und Welt", Ausgabe 03/2025.

Als eine der ersten Amtshandlungen hatte Präsident Trump die Zahlungen für die internationale Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe gestoppt. Dies führte zu einem weltweiten abrupten Einbruch bei humanitären Hilfsprogrammen und Forschungsprojekten. Unmittelbare Auswirkungen hatte dieser Stopp unter anderem auch auf die "Africa University" in Simbabwe. (Stopp von Forschungsprojekten zu Malaria und Tuberkulose)

Einen kreativen und informativen Weg des Protests wählte der methodistische Fotojournalist Paul Jeffrey: Er veröffentlichte auf Facebook ein Bild mit einem Kurztext. Auf diese Weise zeigte er auf, was das konkret für Betroffene bedeutet. 

Der Bischofsrat trat - wegen der radikalen Einschnitte in der Entwicklungshilfe - mit einem Schreiben direkt an den Präsidenten in Kontakt. Darin forderten die Bischöf:innen Trump auf, den Erlass zur Aussetzung aller US-Auslandshilfsprogramme aufzuheben. 

Kritisierte hat die UMC das, durch die Adminstration Trumps, angeordnete harte Vorgehen gegen Migrant:innen. So wurde auf der UMC Website vom Ausschuss für "Kirche und Gesellschaft" ein "Brief an den Präsidenten Trump" geschalten, den Methodist:innen unterzeichnen konnten, um den Präsidenten zu einer Kursänderung zu bewegen. 

Weiters hat der Ausschuss für "Glaube und Kirchenordnung" eine Unterstützungserklärung an die Bischöfin Mariann Edgar Budde verfasst und ihr für ihre mutigen Worte gedankt. Ihre Predigt hat am 21. Jänner in der Washington National Cathedral weltweit Aufsehen erregt. Neben Zustimmung sorgte die Predigt auch für Kritik und persönliche Anfeindungen.

Drei methodistische Konferenzen und die "Kommission für Religion und Rasse" unterstützten die beim Bundesgericht Washington von 27 jüdischen und christlichen Gemeinschaften im Februar eingereichte Klage. (Darin ging es um eine Massnahme, die den Beamt:innen der Einwanderungsbehörden mehr Spielraum für Verhaftungen in religiösen Gebäuden gibt.)

Am Beispiel der Arch Street United Methodist Church (Philadelphia) - einer multiethnischen Kirche mit 330 Mitgliedern - sind die Veränderungen seit der Neuregelung drastisch sichtbar. So wurde die Notunterkunft für Obdachlose bereits mehrmals von den Bundesbehörden aufgesucht. Sensible Orte gehören geschützt - die Kommission für "Kirche und Gesellschaft" stellt auf ihrer Website die E-Mail-Vorlage  "Protection Sensitive Locations Act" zur Verfügung, um sich damit an Abgeordnete und Senator:innen wenden zu können.

Gegen die Streichung des Schutzes der Geschlechtsidentität aus dem Recht von Bürger:innen im Bundesstaat Iowa (verabschiedet am 27. Februar), demonstrierten rund 2500 Personen, darunter auch viele Methodist:innen. 

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