Graz: Tiefe Be­trof­fen­heit in Evan­ge­li­schen Kirchen

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Vertreter*innen der Evangelischen Kirchen im In- und Ausland äußern sich betroffen zum Amoklauf an einer Grazer Schule.

Entsetzen und tiefe Betroffenheit herrscht in den Evangelischen Kirchen nach dem Amoklauf am BORG Dreierschützengasse in Graz, bei dem laut Austria Presse Agentur (APA) am Dienstagvormittag, 10. Juni, elf Menschen durch Schüsse eines ehemaligen Schülers getötet und mehrere Personen schwer verletzt wurden, darunter Schüler*innen und Lehrkräfte. Unter den Toten ist auch der Täter.

„Mein Mitgefühl und mein Gebet gilt allen betroffenen Familien und Angehörigen, den Lehrerinnen und Lehrern, den Schülerinnen und Schülern und der Familie des Täters“, sagte der aus Graz stammende evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in einer ersten Reaktion gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Sein Dank gelte allen, die helfen und als Einsatzkräfte vor Ort sind. 

Evangelischer Religionslehrer als Notfallseelsorger im Einsatz

„Diese Tat ist unbegreiflich. Tote, Verletzte und eine verunsicherte Stadt sind die Folge“, erklärten der steirische evangelische Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann am Dienstag in einer Aussendung. Gerade in diesen Stunden werde deutlich, „wie wichtig es ist, die Seelen der Betroffenen zu begleiten“, betonen Rehner und Axmann und zeigen sich dankbar, dass der Grazer evangelische Pfarrer Paul Nitsche, der am BORG Dreierschützengasse Religion unterrichtet, nun als Notfallseelsorger im Einsatz ist.

Nitsche wünscht sich „ein großes Miteinander über alle Religionen, über alle Parteien hinweg“, wie er im Gespräch mit dem ORF betonte. Er baut darauf, dass „wir Menschen zusammenrücken und zusammenhalten, damit wir gemeinsam diese Situation gut bewältigen“. Aus religiöser Sicht stehe auch für „Menschen, die jemanden verloren haben“, im Mittelpunkt nicht die Frage, wie Gott das zulassen kann, „sondern genau das Gegenteil: Wo wird Gott in Zukunft da und dort segnend uns unterstützen?“

„Tief betroffen und schockiert über den Amoklauf“ zeigte sich auch der Kärntner Superintendent Manfred Sauer. In einem Schreiben an die Kärntner evangelischen Pfarrgemeinden bittet er darum, „als Zeichen unserer anteilnehmenden Trauer, Fassungslosigkeit und unseres Mitgefühls für alle betroffenen Familien, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, in unseren Pfarrgemeinden in dieser Woche schwarze Fahnen zu hissen“.

Weiters schreibt Sauer: „Gemeinsam wollen wir Gott in all dem Schmerz, in all der Verzweiflung und all der Fassungslosigkeit besonders für die Angehörigen um Trost und Kraft bitten, dass er hilft, das Unvorstellbare und Unbegreifliche auszuhalten und zu ertragen.“ Die Bitte gelte auch für die Schwerverletzten, die noch im Krankenhaus sind „und besonders für die, die noch um ihr Leben kämpfen, dass sie alles gut überstehen, dass sie genesen und wieder gesund werden“. 

Gedenken in methodistischen Gottesdiensten

Tief betroffen sind auch die Pastorinnen und Pastoren der Evangelisch-methodistischen Kirche. In einem gemeinsamen Gebet am Mittwoch um 10:00 Uhr, in der zu einer österreichweiten Schweigeminute aufgerufen war, gedachten sie gemeinsam der Opfer, der Angehörigen und aller Schüler*innen und Lehrer*innen des BORG Dreierschützengasse. „Wir sind tief betroffen angesichts des Leides und des Schreckens, die durch diese Tat verursacht wurden“, meint Superintendent Stefan Schröckenfuchs. „Wir wollen allen zur Seite stehen, die nun trauern, und versuchen, mit ihnen auszuhalten, was sich nicht erklären lässt.“ Darum wird es in den methodistischen Gottesdiensten am Sonntag, dem 15. Juni in allen Gemeinden eine Zeit des Gebets geben, in dem um Trost, um Heilung und Hoffnung gebetet werden wird. 

ÖRKÖ: Tiefe Betroffenheit und Appell zu Zusammenhalt

Fassungslos und zutiefst betroffen reagierte am 10. Juni auch der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan. „Unser Mitgefühl und unsere Gebete sind bei den Toten und Verwundeten, allen Angehörigen der Opfer, allen Schülerinnen und Schülern und den Lehrenden der betroffenen Schule. Wir trauern mit ihnen und empfehlen sie der Barmherzigkeit und Güte Gottes an“, erklärte Petrosyan. In dieser dunklen Stunde für das ganze Land werde einmal mehr deutlich, „wie sehr wir als Gesellschaft des Mitgefühls und des Zusammenhalts bedürfen“, bekräftigte der ÖRKÖ-Vorsitzende.

Lutherischer Weltbund: „Herzen mit Trauer erfüllt“

„Im Namen des Lutherischen Weltbundes (LWB) drücken wir unser tiefstes Bedauern und unser aufrichtiges Beileid nach dem tragischen Amoklauf an einer Schule in Graz aus“, schreibt die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes, Anne Burghardt. In dem Kondolenzschreiben, adressiert an den evangelisch-lutherischen Bischof Michael Chalupka, heißt es weiter: „Der Verlust so vieler unschuldiger Leben – junger Schüler, Pädagogen und Mitarbeiter – hat uns zutiefst berührt und unsere Herzen mit Trauer erfüllt.“ In dieser Zeit der Trauer bete der LWB, „dass die Gegenwart Gottes den Trauernden Trost, den Verletzten Heilung und allen, die Fürsorge und Unterstützung anbieten, Kraft bringt“.

Evangelische Kirche Deutschland kondoliert

„Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und insbesondere in Vertretung für Bischöfin Bosse-Huber, in ihrer Hauptverantwortung für die Ökumene und Auslandsarbeit, möchten wir Ihnen unser tiefstes Mitgefühl zum Ausdruck bringen“, heißt es in einem an Bischof Chalupka adressierten Schreiben von Oberkirchenrat Frank Kopania, Leiter der Abteilung Auslandsarbeit der EKD. Es sei entsetzlich, dass junge Menschen und Lehrpersonal aus dem Leben gerissen wurden. „Nach Pfingsten, an dem uns der Tröster geschenkt wurde – Gottes mitfühlende und mitleidende Kraft – hoffen und beten wir, dass für alle Trauernden und Verzweifelten Menschen da sind, die diese Kraft weitergeben“, heißt es in dem Schreiben weiter. „Auch beten wir für alle Mitarbeitenden vor Ort, die Notfallseelsorgenden, die Gemeinden und alle Helfenden, dass sie getragen werden, um in dieser schrecklichen Situation Hilfe und Trost zu spenden.“

Unter dem Motto „Wir stehen zusammen“ haben am Dienstag ab 17 Uhr im Hof und den Räumlichkeiten der Heilandskirche Graz (Kaiser Josef-Platz 9) die Evangelische Jugend Heilandskirche und die Evangelische Jugend Steiermark Raum für Gespräche, Trost, Seelsorge und Gemeinschaft angeboten.

Quellen: epdÖ und EmK Österreich

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