Erste Schritte auf dem Weg der Re­li­gio­na­li­sie­rung

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Methodistische Kirchenregionen innerhalb und außerhalb der USA erhalten die gleichen Rechte. Eine entsprechende grundlegende Änderung der Kirchenordnung wurde an der Tagung der Generalkonferenz in Charlotte (USA) deutlich angenommen.

In einer ersten großen Abstimmung hat die Generalkonferenz, das oberste Leitungsgremium der United Methodist Church (UMC), am gestrigen Donnerstag der Regionalisierung deutlich zugestimmt. Damit ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg hin zu einer grundlegenden Neuordnung der Zusammenarbeit in der UMC getan worden. Für die Gültigkeit einer Verfassungsänderung braucht es jedoch zusätzlich eine Zustimmung aller Delegierten aller Jährlichen Konferenzen mit einer Zweidrittelmehrheit. Deshalb können die erfolgten Änderungen erst in Kraft treten, wenn dieser Prozess in einem Jahr abgeschlossen und vom Bischofsrat bestätigt sein wird.

Deutliche Mehrheit

Der scheidende Präsident des Bischofsrates, Thomas J. Bickerton sprach nach der Abstimmung von einem »historischen Tag für unsere Kirche«. Die für die Änderung der Kirchenordnung notwendige Zweidrittel-Mehrheit wurde deutlich erreicht. 586 Delegierte stimmten für die entsprechende Änderung, 164 stimmten dagegen. Die Neuregelung wurde demnach mit 78% der Stimmen angenommen, wie die kommende Präsidentin des Bischofsrates, Tracy Smith Malone, bekanntgeben konnte. Sie leitete in dieser Frage die Abstimmung der Abstimmung der Generalkonferenz und meinte auf der anschließenden Pressekonferenz: »Wir sind eine wunderbare, vielfältige, internationale weltweite Kirche, und der Regionalisierungsplan spiegelt genau das wider.« Er dezentralisiere die Kirche und baue Kolonialismus ab. Zugleich gebe er den einzelnen Kirchenregionen »ein Gefühl der Handlungsfähigkeit, ein Gefühl der Autonomie, während wir immer noch missionarisch verbunden bleiben, immer noch als ein Leib – Menschen, die sich Methodistinnen und Methodisten nennen.«

Weniger US-zentriert

Das Stichwort »Regionalisierung« ist in der Debatte innerhalb der UMC zu einer Abkürzung für eine Vorlage geworden, deren Annahme die weltweite Struktur der methodistischen Kirche grundlegend neu ordnet. Die Zentralkonferenzen – Kirchenregionen in Afrika, Europa und auf den Philippinen – und die UMC in den USA erhalten dadurch dieselbe Befugnis, die Kirchenordnung (»Book of Discipline«) anzupassen. Zudem erhält die UMC in den USA nun mit einer eigenen Regionalkonferenz die Möglichkeit, die nur die USA betreffenden Fragen zu behandeln. Bislang wurden solche Entscheidungen, etwa zu Renten und Vorsorgeleistungen für die Angestellten der UMC in den USA, im Rahmen der Generalkonferenz getroffen.

Die Anpassungen, die Regionalkonferenzen an der Kirchenordnung vornehmen können, sollen ermöglichen, nationalen Gesetze der Länder und Regionen zu berücksichtigen, in denen die UMC tätig ist. Sie dürfen jedoch nicht von den Glaubensartikeln und dem Glaubensbekenntnis der UMC abweichen.

Regionalisierung

Der Änderungsantrag sieht vor, dass die UMC in den USA und die Zentralkonferenzen neu jeweils «Regionalkonferenzen» bilden. Alle Regionalkonferenzen sollen folgende Befugnisse, die Zentralkonferenzen zum Teil jetzt schon hatten, erhalten:

  • • Sie können eine regionale Kirchenordnung mit Gesetzen und Bestimmungen über die kirchlichen Strukturen innerhalb ihrer Grenzen aufstellen und veröffentlichen, einschließlich der Qualifikationen und Ausbildungsanforderungen für Amtsträger*innen.
    • Sie können Anforderungen für den Charakter und andere Qualifikationen für die Zulassung von Laienmitgliedern festlegen.
    • Sie können ein regionales Gesangbuch und kirchliche Liturgien etwa für Eheschließungen und Beerdigungen einführen und veröffentlichen. Die Liturgien müssten mit den Kernlehren der United Methodist Church übereinstimmen und mit den örtlichen Gesetzen vereinbar sein.
    • Die Jahreskonferenzen sollen die Möglichkeit haben, Strukturen zu schaffen, die ihrem Auftrag angemessen sind, wobei die von der Generalkonferenz vorgegebenen Strukturen beibehalten werden.

Die Regionalkonferenzen sollen außerdem die Jahreskonferenzen als die grundlegenden Organe der Kirche anerkennen, insbesondere in allen Fragen, die den Charakter und die Konferenzbeziehungen ihrer ordinierten Personen betreffen.

Die durch die Regionalkonferenzen vorzunehmenden Anpassungen sollen mit den nationalen Gesetzen übereinstimmen und dürfen nicht von den Glaubensartikeln und dem Glaubensbekenntnis abweichen, die wesentlichen Elemente des Glaubens an die Auferstehung Christi, die Dreieinigkeit und die Sakramente der Taufe und des Abendmahls enthalten.

Vielfältige Vorarbeit

Der Ständige Ausschuss für Angelegenheiten der Zentralkonferenzen – ein ständiger Ausschuss der Generalkonferenz, dessen Mitglieder mehrheitlich aus den Zentralkonferenzen stammen – hatte die acht Petitionen zum Vorschlag der weltweiten Regionalisierung eingereicht. Mitglied dieses Ausschusses ist Christine Schneider aus der Schweiz.

Mit anderen Mitgliedern des Ausschusses zusammen vertrat sie die Verfassungsänderung an der Generalkonferenz. »Ich stehe heute Morgen voller Hoffnung und auch mit Spannung vor ihnen«, sagte sie vor der Abstimmung. Unter anderem skizzierte sie noch einmal, wie der vorliegende Antrag aus der Vor- und Zusammenarbeit unterschiedlicher Gruppen entstanden war. »Dies ist das Ergebnis einer hervorragenden Zusammenarbeit von Menschen aus allen Lebensbereichen und aus allen Teilen unserer Verbindung«, sagte Schneider.

Pfarrer Emmanuel Sinzohagera aus Burundi sagte nach der Annahme, die Abstimmung sei ein freudiger Moment, der der Kirche »eine neue Art von Energie« gebe. »Das ist ein guter Anfang. Ein neuer, frischer Start. Die Neufassung ist dynamisch, sie ist ein Prozess.« Es gebe noch viele Fragen zu klären. »Lassen Sie uns weitermachen. Es gibt Raum für Verbesserungen«, sagte Sinzohagera.

Nicht alle Delegierten zugegen

Judi Kenaston aus den USA, die ebenfalls Mitglied des Connectional Table ist, hat die Bemühungen zur Regionalisierung seit 2017 begleitet. Auf einer Pressekonferenz nach der Abstimmung nahm sie Bezug auf besorgte Stimmen angesichts der großen Zahl afrikanischer Delegierter, die keine Visa für die Teilnahme an der Tagung erhalten konnten. Bis zum Eröffnungstag der Generalkonferenz am 23. April hatten sich nur 751 von 862 zugewiesenen Delegierten angemeldet – die Mehrheit der Abwesenden kam vom afrikanischen Kontinent.

»Eine der Befürchtungen war, dass sich die Abwesenheit dieser Delegierten auf die Generalkonferenz auswirken würde«, sagte Kenaston bei der Pressekonferenz. »Aber die Gesamtzahl der Stimmen, die wir hatten, war größer als die Zahl, die wir gebraucht hätten, wenn alle anwesend gewesen wären. Die positiven Stimmen wären auch dann gültig gewesen, wenn die Abwesenden alle dagegen gestimmt hätten.«

Beachtlich war jedoch, dass sich in der Debatte über die Regionalisierung viele Delegierte der Gebiete außerhalb der US zu Wort meldeten. Dennoch blieben auch Fragen offen. Kritische Stimmen beklagten vor allem, dass die Neustrukturierung innerhalb der USA dazu führen könnte, in der Kirchenstruktur verankerte diskriminierende Tendenzen weiter zu zementieren. Ein »inhärent rassistisches System« werde auf diese Weise beibehalten, sagte etwa Odell Horne, ein Delegierter aus North Georgia. Auch James Labala aus Liberia hatte gegen die Regionalisierung in der vorgelegten Form gestimmt. »Wenn Amerika eine einzige Region sein kann, warum nicht auch Afrika?«, fragte er. Seiner Meinung nach werde die Regionalisierung den Einfluss Afrikas in der UMC schwächen, obwohl die Kirche auf dem afrikanische Kontinent weiter stark wächst.

Sigmar Friedrich (CH), Heather Hahn, Eveline Chikwanah and Sam Hodges (UM News); Bilder: Paul Jeffrey und Mike Du Bose (UM News)

Einige der Delegierten, die sich zu Wort melden.
 

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