Schule des Betens

Glaubensimpuls

Bild von Esther Handschin
Esther Handschin

Pastorin, Erwachsenenbildung


Betrachtung zum Monatsspruch aus Philipper 4,6: Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! 

Sag erst einmal brav Danke

So habe ich es gelernt in der „Schule des Betens“: Zuerst kommt der Dank und dann folgen die Bitten. Allerdings kann ich in meinen Erinnerungen nicht mehr feststellen, wer mir das so beigebracht hat, eine Sonntagsschullehrerin, meine Eltern, meine Geschwister, jemand von den Verantwortlichen aus der Jungschar?

Die Höflichkeit im Umgang mit Menschen gebietet es, dass wir zunächst das benennen, wofür wir dankbar sind. Erst danach folgen die Bitten, die wir an jemanden richten. Gilt das aber auch für Gott?

Dringendes geht vor

Das Leben hat mich inzwischen anderes gelehrt. Wovon mein Herz und meine Gedanken voll sind, das muss raus. Und so purzelt manch Ungeordnetes aus mir heraus und kommt so vor Gott: Menschen, die krank sind, oft schon lange; Kriege und ihre Folgeerscheinungen; eine Freundin, deren berufliche Situation mir am Herzen liegt; die Sehnsucht nach Frieden; ein Todesfall, der mich betroffen macht; Politiker, die nach meinem Dafürhalten falsche Entscheidungen treffen. Und hin und wieder schiebt sich auch einmal ein Dank dazwischen.

Besonders wenn ich Nachrichten höre oder schaue, dann sind es nicht einmal mehr Worte, die ich hervorbringe, sondern oft genug nur ein Seufzen.

Gott hält mit aus

Ich bin mir sicher, Gott schafft es, meine Unordnung zu sortieren. Und nicht nur das: Er dient mir auch als Klagemauer, bei der mein ganzer Frust landet. Ich bin nicht die erste, die aufbegehrt über all das, was schief läuft. Ich habe ihm zu gewissen Zeiten meine ganze Wut an den Kopf geschleudert. Er hat es ausgehalten.

Über die vielen Jahre habe ich gelernt: Wenn einer etwas aushalten kann, dann ist es Gott. Er hält es aus, dass wir uns von ihm abwenden. Er trägt uns durch, wenn wir schlapp machen. Er hört sich unsere Klagen geduldig an. Er bleibt an unserer Seite, wenn wir eigene Wege gehen. Er tröstet uns, wenn uns etwas schmerzt. Und er ist da, wenn wir zurückkehren. Wir sind und bleiben seine Kinder.

Trotzdem Danke sagen

Ich habe aber auch etwas anderes gelernt: Bei all dem, was in unseren Augen schief läuft, gibt es auch viel, was gelingt. Man sieht es oft nicht auf den ersten Blick. Manches muss man richtig suchen. Aber die Mühe lohnt sich. Und es lohnt sich, Gott dafür zu danken.

Denn das verändert unsere eigene Sichtweise. Im Danken wird uns bewusst, wo Gott da ist, still, leise, kontinuierlich, beharrlich. Der Dank lässt uns die Wunder wahrnehmen, die Gott tut. Und darum ist es nicht falsch, den Dank an den Anfang unseres Betens zu stellen. Wir nehmen Gott dadurch anders wahr.

Ihr Browser ist veraltet!

Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt darzustellen. Den Browser jetzt aktualisieren