Gott sieht das Herz

Glaubensimpuls

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Martin Obermeir-Siegrist

Pastor, Kinder- und Jugendwerk


Predigt zu 1. Samuel 16,6-13 mit Bezug zum Bilderbuch „Anton will Prinzessin sein“.

Liebe Geschwister, es ist Fasching und für manche bedeutet das auch, sich zu überlegen, als was man sich denn verkleiden möchte. Nun, sich verkleiden – wie in der Geschichte [Das Bilderbuch „Anton will Prinzessin sein“ von Kerstin Löwe mit Illustrationen von Katja Schmiedeskamp ist im Boje Verlag erschienen.], die uns erzählt wurde – sich verkleiden ist etwas Wunderbares. Ganz bewusst schlüpfen wir in eine andere Rolle. Es ist uns erlaubt auszuprobieren wie es ist, ganz anders auszusehen als sonst. Bunter, wilder, lustiger, geheimnisvoller.

Aber wie ist das außerhalb des Faschings? Da haben wir diese Narrenfreiheit scheinbar nicht. Da werden wir – auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten in dieser Hinsicht ganz viel getan hat – immer noch schief angeschaut, wenn wir etwas tun, tragen oder sagen, was der gesellschaftlichen Norm widerspricht. Ja, vielleicht werden wir nur schief angeschaut, vielleicht sogar offen von andern verurteilt.

Der religiöse Bereich ist dabei keine Ausnahme. Es gibt immer solche, die ganz genau wissen, wie wir leben, glauben und aussehen sollten. Gerne berufen sich Menschen auf die Bibel, wenn sie anderen vorschreiben wollen, wie diese zu leben hätten.

Aber Gott sei Dank ist die Bibel eine Sammlung manchmal bunter, manchmal wilder, manchmal lustiger, manchmal geheimnisvoller Schriften. 

Ich habe zu Beginn schon ein Bibelzitat aus dem 1. Buch Samuel gelesen. Gleich hören wir die Geschichte, aus der das Zitat stammt. Gott spricht mit Samuel und beauftragt ihn, einen neuen König zu salben. Es soll ein Sohn Isais sein. Ja, und Gott werde Samuel sagen, welcher Sohn der neue König Israels sein solle.

Hören wir auf die Worte aus dem Ersten Buch Samuel.

zum Bibeltext

Der Mensch sieht nur auf das Äußere, der HERR aber sieht auf das Herz.

Die Bibel – 1. Samuel 16,7
BasisBibel Übersetzung

Damit hat niemand gerechnet! Isai hat doch so stattliche Söhne. Aber keiner von ihnen, sondern David, der Jüngste – zart und hübsch – wird zum König gesalbt. Der Mensch sieht auf das Äußere, Gott aber sieht das Herz an.

Liebe Geschwister, so wie die Menschen damals geglaubt haben zu wissen, wie ein König ausschauen muss, glauben auch wir immer wieder zu wissen, wie die Dinge eben zu sein haben. Wir brauchen offenbar Kategorien und Schubladen, um diese bunte, wilde, lustige und geheimnisvolle Welt etwas greifbarer zu machen. 

Unser Geist funktioniert nun einmal so, dass wir Dinge sehr schnell ordnen und einordnen, um sie besser überblicken zu können. Diese unglaubliche Gehirnleistung ist ein Geschenk, eine Gottesgabe.

Schwierig wird es aber, wenn wir die Schubladen, die wir als Denkhilfen brauchen, mit der Wirklichkeit verwechseln. Dann sind wir nämlich plötzlich überzeugt: Alles, was nicht in meine Vorstellungen passt, das kann oder darf nicht sein.

Liebe Geschwister, die gute Nachricht, die wir heute hören, ist: Gott sieht das Herz an. Gott ist kein Gott, der auf unsere Schubladen angewiesen ist. Gott lässt sich von Kategorien, die wir uns immer wieder zurechtlegen und für allgemein gültig erklären nicht leiten.

Gott sieht in dem jungen, zarten David etwas, das ihn in besonderer Weise dazu eignet, König von Israel zu werden.

Und Gott hinterfragt später in Jesus Christus viele der frommen Schubladen, die Menschen im Laufe der Zeit gezimmert haben, ganz grundsätzlich.

Durch Jesus sind wir gewiss: Gott spricht uns gerecht – nicht die Bilder, die andere oder wir selbst uns zurechtgezimmert haben. Gott sieht unser Herz; sieht womit wir besonders kämpfen und wozu wir besonders berufen sind.

Wir sind also frei. Frei so zu leben, wie es unserem Herzen entspricht. Denn unser Herz ist für Gott, was zählt. Und wenn es im Herzen von Anton ist, Prinzessin zu sein, dann verurteilt Gott ihn nicht, sondern freut sich, wenn Anton Prinzessin sein darf, ohne dafür von Menschen verurteilt zu werden.

Liebe Geschwister, wir sind frei; und wo wir noch nicht ganz frei sind, da vertrauen wir vielleicht noch ein bisschen zu sehr auf unseren ordnenden Schubladen-Geist; und noch ein bisschen zu wenig auf den Geist Gottes; der diese bunte, wilde, lustige und geheimnisvolle Welt geschaffen hat; sie geschaffen hat, sie erhält und liebt und erlöst. 

Und darum fürchtet euch nicht! Und seid Prinzessinnen; oder das, was euch euer Herz sagt.

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