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Dr. Stefan Zürcher

Bischof Mittel- und Südeuropa


Gedanken zum Buch "Grace to Lead. Practicing Leadership in the Wesleyan Tradition" – Kernaussagen zusammengefasst von Bischof Stefan Zürcher
Fotocredit: pixabay

Zwischen Weihnachten und Neujahr hatte ich Zeit zum Lesen. Ich nahm mir das Buch »Grace to Lead. Practicing Leadership in the Wesleyan Tradition« (Leitung als Gabe der Gnade – Führen in wesleyanischer Tradition) vor. Dieses vom methodistischen Bischof i.R. Ken Carder und von Laceye Warner geschriebene Buch hat mich sehr angesprochen und zum Nachdenken angeregt. Einige der Kernaussagen will ich mit Ihnen teilen:

Leitung in der Kirche ist Nachfolge Christi. Leitende sind zuerst und vor allem Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu. In der Nachfolge werden Einzelne und Gemeinschaften durch Gottes Gnade Christus ähnlicher und dadurch zu Zeichen, Vorgeschmack und Werkzeugen der Mission Gottes in dieser Welt. Wachstum in der Nachfolge, in der Gnade und Liebe zu Gott und den Nächsten, ist immer auch Wachstum in der Leitung.

Leitung ist eine Gnadengabe. Gnade ist die Quelle von Berufung, Motivation, Herzensbildung, Ermächtigung und Befähigung von Führungspersonen in der Kirche. Leitung ist Gottes Werk in und durch uns, nicht etwas, das wir aus eigener Kraft machen können – was nicht heißt, dass wir von andern nicht dazulernen und Leitungsfähigkeiten trainieren können.

Der Charakter ist das Herz von Leitung. Die Motivation, die Charakter- und Persönlichkeitsbildung und charakterbildende Praktiken (»Werke der Frömmigkeit und Barmherzigkeit«) stehen im Zentrum von Leitung in der Kirche. Sein und Charakter gehen dem Tun voraus. Fertigkeiten und Kompetenzen, die wir erwerben, müssen in diesem Sein gründen. Leitwerte sind unter anderem Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Großzügigkeit, Schalom, Freude und Hoffnung.

Leitung in der Kirche ist in Gott und seinem Wort verankert. Christliche Führungspersonen sind tief in der Bibel und in den Glaubensgrundlagen, der Tradition, der Theologie und den Gnadenmitteln, verwurzelt. Diese formen ihre Identität, Motivation, Vision, Mission und Praktiken. Sie orientieren sich an Gottes Reich und seiner Mission, die auf ganzheitliche Erlösung und Schalom, also Versöhnung, Heilung und Verwandlung Einzelner, der Gesellschaft und der ganzen Schöpfung, zielt.

Kleingruppen sind für die »Herzensbildung« unerlässlich. Niemand kann für sich allein Christus nachfolgen. Erst recht kann niemand einsam leiten. Wir brauchen Gemeinschaften, in denen wir uns gegenseitig unterstützen und tragen, und in denen wir uns gegenseitig zur Rechenschaft verpflichten und verantwortlich halten.

In der Kirche befinden wir uns im Spannungsfeld zwischen Leiten als Managen nach Grundsätzen und Techniken aus der Wirtschaft und Leiten als geistlicher Aufgabe. Quelle und Fundament von Leitung in der Kirche sind Gottes Gnade und die Nachfolge Jesu. Wenn diese klar sind, können wir dankbar Werkzeuge auch aus anderen Bereichen gebrauchen.

Bischof Stefan Zürcher
Fotocredit: pixabay

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