Jesus sagt: "Wer zu mir gehören will, muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir auf meinem Weg folgen."

Glaubensimpuls

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Alexander Mühlberger

Predigthelfer, EmK Salzburg


Eine Predigt zu Matthäus 16,21-28 und Römer 12,9-21  aus der EmK Salzburg

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

im heutigen Abschnitt aus dem Matthäusevangelium erfahren wir, wie Jesus das erste Mal seinen Jüngern sein bevorstehendes Leiden ankündigt. Jesus erklärt seinen Jüngern, dass er nach Jerusalem gehen muss, um dort vom Statthalter verurteilt und getötet zu werden. Jesus erzählt ihnen auch, dass er am dritten Tag von den Toten auferstehen werde. Allein der Gedanke an die vielen schrecklichen Dinge, die Jesus passieren sollen, ist für seine Jünger unvorstellbar und muss eine große Belastung für sie gewesen sein. 

Die Kühnheit und Torheit von Petrus

Petrus ist derjenige, der Jesus das Ganze ersparen will und ihn darauf anspricht. "Gott bewahre dich davor, Herr!" sagt Petrus. Er hat wohl den letzten Teil über die künftige Auferstehung Jesu gar nicht mehr gehört, oder hat gar nicht verstanden, was Jesus damit meinte. Die vorangegangenen Worte über das Leiden und Sterben hörten sich da viel Besorgnis erregender an.

Doch wie reagiert Jesus darauf, als Petrus ihn derart anspricht? Er weist ihn harsch zurück. "Weg mit dir, Satan!" schreit ihn Jesus an. "Du willst mich von meinem Weg abbringen." So böse kennen wir Jesus gar nicht. Aber er weiß genau, wozu er von Gott auf der Erde berufen wurde, und er weiß auch, dass die alttestamentlichen Prophezeiungen nach Gottes Willen erfüllt werden müssen.

"Dir geht es nicht um das, was Gott will, sondern um das, was Menschen wollen", wirft Jesus Petrus vor. Petrus handelt menschlich. Er hat einen neuen Gefährten gefunden, den er nicht verlieren möchte – schon gar nicht auf so grausame Weise. Deshalb bittet er Gott, dass Jesus nicht so etwas Schlimmes passieren solle. Aber wie schon erwähnt, verstehen die Jünger, zu denen ja Petrus gehört, noch nicht die Göttlichkeit Jesu. Sie verstehen noch nicht, wer Jesus wirklich ist und was Gott durch ihn vollbringen lassen wird. Sie kennen nur den Menschen, der durch die Kraft Gottes viele Wunder tut. Petrus hat allerdings wohl keinen Zweifel daran, dass Jesus mit Gott eine besondere Verbindung hat, ansonsten könnte Jesus nicht all die Wunder tun, die seine Jünger bereits gesehen haben.

Tod & Auferstehung gehören zusammen

Als Jesus seinen Jüngern von seinen bevorstehenden Leiden und seiner Auferstehung erzählt, sagt er genau: "Aber am dritten Tag werde ich vom Tod auferweckt." 
Wenn man sich diesen Satz genau ansieht, erkennt man, dass Jesus nicht selbst die Macht hat, vom Reich der Toten zu den Lebendigen zurückzukehren, sondern dass das durch die Kraft von jemand anderem geschehen wird. Das kann nur bedeuten, dass Gott Jesus auferstehen lässt, denn nur Gott hat die Macht, so etwas zu tun und nicht Jesus selbst.

Anschließend spricht Jesus zu all seinen Jüngern, und es folgt gleich die nächste harte Aussage von ihm: "Wer zu mir gehören will, darf nicht an seinem Leben hängen. Er muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir auf meinem Weg folgen." Was soll das heißen? Muss man seinen Lebenswillen aufgeben – also lebensmüde sein, um Jesus nachzufolgen? Und was meint Jesus überhaupt mit "auf seinem Weg folgen"? Meint er damit etwa das, was er den Jüngern zuvor erklärt hat, was mit ihm geschehen muss? Ist sein Weg der nach Jerusalem, der zum Tod führt und muss jeder, der ihm folgt, auch diesen Weg gehen? Das klingt ganz und gar nicht einladend. Jesus stellt seine Jünger auf eine harte Probe. Er möchte dadurch herausfinden, wer wirklich zu ihm steht und bei ihm bleibt, wenn es schwierig wird oder es im schlimmsten Fall sogar um Leben und Tod geht. Er möchte die Jünger darauf einstellen, dass die Zukunft alles andere als leicht werden wird. Es werden Menschen in Jesu Namen umgebracht werden, und er selbst wird der Allererste davon sein.

Das Leben auf-/ hingeben

Sein Leben aufzugeben, so wie es Jesus meint, heißt nicht, lebensmüde zu sein. Ganz im Gegenteil: Wenn man das Gefühl hat, Gott fern zu sein, muss man sein bisheriges Leben bzw. die Art es zu leben aufgeben. Ein Leben voller Dinge, die einem von Gott wegführen. Ein Leben voller Ablenkungen, ein Leben von Sucht, Boshaftigkeit und Ungerechtigkeit. Wenn wir die Dinge ablegen, die uns von Gott wegführen, schaffen wir in uns Platz, um Gott wieder näher zu kommen. Wir öffnen uns für Gott und hoffen, dass Gott auf uns zugeht und uns annimmt. Gott ist gnädig und wenn wir unser Leben bessern und Jesus nachfolgen, wird er uns mit offenen Armen willkommen heißen.

Petrus selbst muss doch genau wissen, was es heißt, sein Leben für Jesus hinzugeben. Hat nicht er selbst mit seinem Bruder seine Fischernetze einfach liegen gelassen und ist Jesus gefolgt? Das stelle ich mir sehr schwierig vor. Einfach von heute auf morgen zu entscheiden, dass ich mein bisheriges Leben, so wie ich es immer gelebt habe, hinter mir lasse und einen neuen Weg einschlage.

Neues Leben

Aber wie sieht nun so ein neues Leben aus, wenn man Jesus nachfolgt?

In der ersten Lesung hörten wir einige Verse aus dem Römerbrief. Paulus schreibt dort ausführlich, wie ein solches Leben aussieht. Das Stichwort hier ist die Liebe! Er schreibt: "Liebt einander von Herzen als Brüder und Schwestern. ... Lasst euch vom Geist anstecken und dient dem Herrn. ... Hört nicht auf zu beten. ... Seid stets gastfreundlich", und viele weitere Beispiele.

Als Methodist*innen ist uns die Liebe im Sinne des Glaubens allen geläufig. "Die Glaube, der durch die Liebe tätig ist", (Galater 5,6) ist im Methodismus ein zentraler Begriff. John Wesley schrieb in seiner langen Tätigkeit als Geistlicher viel über die Liebe und sie gehörte für ihn mit dem Glauben eng zusammen.

Viele von uns kennen wohl die folgenden Zeilen:

Glaube ist Liebe, Frieden und Freude im heiligen Geist. Er ist die fröhlichste und heiterste Sache der Welt. Er ist völlig unvereinbar mit Griesgrämigkeit, Missmut, Hartherzigkeit und allem, was nicht der Sanftmut, Güte und Freundlichkeit Jesu entspricht.

John Wesley
Mitbegründer der Methodistischen Bewegung

Wesley setzt die Begriffe "Liebe" und "Glaube" gleich:

Verlierst du die Liebe, verlierst du alles.

John Wesley
Mitbegründer der Methodistischen Bewegung

Der Sinn des Lebens

Irgendwann im Leben stellt man sich die Frage, was wohl der Sinn des Lebens sei, und das meistens ganz konkret auf das eigene Leben bezogen. Warum bin ich hier? Warum gibt es mich?

Meiner Meinung nach ist der Sinn des Lebens, Gott zu dienen – einen Lebensstil zu führen, wie ihn Gott für uns Menschen vorgesehen hat. Dabei meine ich nicht nur zu beten, den Gottesdienst zu besuchen oder sich in der Kirchengemeinde zu engagieren, sondern jegliches Verhalten und alle Taten, die Gott und den Menschen dienen. "Gottesdienst" im weiteren Sinn kann sein, jemanden zum Essen einzuladen, respektvoll mit seinen Mitmenschen umzugehen, etwas Geld für einen guten Zweck zu spenden, jemanden im Krankenhaus zu besuchen, kurz gesagt: jemandem eine Freude machen.

Dazu zählen aber nicht nur die Dinge, die uns leichtfallen, sondern vor allem die Dinge, die uns Überwindung abverlangen. Paulus führt auch hier einige Beispiele an: "Segnet die Menschen, die euch verfolgen. ... Werdet nicht überheblich. ... Habt anderen Menschen gegenüber nur Gutes im Sinn." Und zu guter Letzt: "Nehmt nicht selbst Rache. Überlasst das dem gerechten Zorn Gottes."

Auf diesen letzten Punkt möchte ich noch etwas näher eingehen. Wir ärgern uns wohl oft und augenscheinlich zurecht, wenn wir Unrecht erfahren. Aber Paulus gibt uns dafür als letzten Satz der heutigen Lesung den besten Tipp: "Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!"

Wer kann denn vor Gott bestehen?

Genau darauf will auch Jesus hinaus, als er seinen Jüngern sagt, sie müssen ihr Kreuz auf sich nehmen. Am Tag des Jüngsten Gerichts wird Gott allen das geben, was sie für ihre Taten verdienen. Das hat Jesus seinen Jüngern gesagt. So haben wir es heute im Evangelium gehört. Doch ist das wirklich so streng gemeint? Ich werde versuchen, euch die hoffnungsvolle Botschaft daraus darzulegen.

Jesus sagt im Johannesevangelium: "Der Vater verurteilt nämlich niemanden. Vielmehr hat er seine ganze richterliche Macht dem Sohn übergeben. Denn alle sollen den Sohn genauso ehren wie den Vater. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihm seinen Auftrag gegeben hat. Amen, das sage ich euch: Wer mein Wort hört, und dem glaubt, der mich beauftragt hat, hat das ewige Leben. Er kommt nicht vor Gottes Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen." (Johannes 5,22-24) 

Weil Jesus für unsere Sünden gestorben ist, müssen wir nicht vor Gott wie vor einem Richter stehen. Jesus hat das für uns übernommen, weil ihm Gott dazu die Vollmacht gegeben hat.

Was bedeutet das?

Uns Christ*innen wird aber genau in dieser Sache oft von Nicht-Christ*innen vorgeworfen, wir glauben, alles tun und lassen zu können, weil Jesus ja ohnehin für unsere Sünden gestorben sei, und uns daher kein Unheil erwarte. Wenn ich eine Sünde begehe, was soll's? Jesus kümmert sich schon darum. Er ist ja für unsere Sünden gestorben.

Das ist aber völlig falsch! Als Christ*innen bekennen wir, dass wir ein Leben nach dem Vorbild Jesu Christi leben wollen. Wir müssen uns daher genauso an die Gebote halten, Gutes tun und Böses vermeiden. Wir sind aber Menschen und natürlich nicht unfehlbar. Jeder und jede von uns begeht Sünden, ob große oder kleine, leichte oder schwere. Aber als Christ*innen dürfen wir die Zuversicht haben, dass wenn wir unsere Sünden aufrichtig bekennen, wird der Herr sie uns vergeben. Diese Zuversicht ist verbildlicht darin, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Gott wird niemanden zurückweisen. So gütig ist der Herr.

Gottes Güte ist ewig!

Mit dieser Zuversicht wünsche ich uns allen, dass wir in uns Platz haben für Gott, und uns nicht zu sehr von alltäglichen Dingen ablenken lassen und unsere Beziehung zu Gott vernachlässigen. Dann können wir uns auf seine Hilfe und sein Erbarmen verlassen.

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