Gottes Freude an seiner Schöpfung

Glaubensimpuls

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Helene Bindl

Predigthelferin


Predigt zu 1. Mose / Genesis 1,1-2,4

Liebe Geschwister!

Vielleicht habt ihr gemerkt, dass ich einen anderen Text gewählt habe, als in unserem Lektionar vorgesehen. Ich habe mir gedacht: Sommer, Ferien, Urlaubszeit – das bedeutet, dass wir mehr Zeit und Ruhe haben, um dem Trott des Alltages zu entkommen. Einmal etwas anderes tun. Wir können die Zeit nutzen, um wieder einmal die Natur um uns herum – oder in der Ferne – in Ruhe anzuschauen und zu genießen. 

Die Natur gibt uns ja so viele Gelegenheiten zum Staunen:

Staunen über eine Blume, die Zartheit der Blütenblätter, die leuchtenden Farben, der Duft. 

Staunen über einen Schmetterling, die Muster auf seinen Flügeln, die Leichtigkeit mit der er von Blüte zu Blüte flattert. 

Staunen über das Plätschern eines Baches, wie er durch Wiesen fließt, oder das Blau eines Sees. 

Staunen über die Wälder mit ihren mächtigen Bäumen, die Schatten geben und der Luft Sauerstoff zuführen. Staunen über die Kraft der Pferde, wenn sie über die Weide galoppieren. 

Staunen über das Muster eines Steines am Wegrand. 

Man braucht kein Fernglas oder Mikroskop, um die Wunder der Schöpfung wahrzunehmen. Es genügen Augen, Ohren, Nase und eine wache Seele. Praktisch alles in der Natur um uns herum ist staunenswert. Wenn wir die Natur in ihrer Vielfältigkeit und Pracht wahrnehmen, werden wir auch erinnert an den Schöpfer dieser Schönheit. Wir erkennen seine Schöpferkraft in allen Dingen. Vom Staunen über die Schöpfung kommen wir unweigerlich zum Danken, nicht nur für die schöne Natur, sondern danken auch für uns, unser Leben, das Gott uns geschenkt hat. Alles Geschaffene erinnert uns an den Schöpfer. Wir sind nicht geschaffen nur zum Arbeiten. Die Natur ist nicht nur für die Landwirtschaft gemacht. Gott hat sie uns zur Freude, zur Besinnung und Erholung gegeben.

In der Lesung haben wir die Schöpfungsgeschichte gehört. Sie ist kein Tatsachenbericht, keine naturwissenschaftliche Beschreibung oder Erklärung der Welt. Sie ist eine Bildgeschichte über die Beziehung Gottes zu seiner Welt. Die Schöpfungsgeschichte ist eine Erzählung über Gott und seine dauernde Zuwendung. Gott liebt die Welt mit allem in ihr und er hält sie am Leben.

Es gibt immer wiederkehrende Formulierungen in der Geschichte. Sie wirkt dadurch fast wie ein Lied mit Strophen und Refrain. Ein Vers z. B. wird oft wiederholt: Gott sah, dass alles gut war.

Die Gliederung der Geschichte möchte ich euch näher bringen. Am 1. Tag sagt Gott: es werde Licht – und es wurde Licht. Licht bedeutet Leben und Heil. Christus wird in der Bibel daher Licht der Welt genannt. Finsternis dagegen ist Tod und Unheil. Hier wird der Gegensatz von Kosmos und Chaos gezeigt, von Ordnung und Durcheinander.

Die Schöpfungsgeschichte ist in Abschnitte gegliedert: 
Der 1. Tag ist der Anfang, Licht und Heil. 
Der 4. Tag ist die Mitte, Sonne, Mond und Sterne werden geschaffen, um die Zeit einzuteilen, Feste und Jahreszeiten werden festgelegt.
Der 7. Tag ist die Vollendung. Erst die Ruhe vollendet die Schöpfung.

1., 4. und 7. Tag beschäftigen sich mit der Zeit. Sie geben den Menschen Ordnung. Am 2. und 3. Tag hat Gott Lebensraum geschaffen: Himmel und Erde, Meer und trockenes Land entstehen, damit darauf Pflanzen wachsen können. Am 5. und 6. Tag erschafft Gott Tiere im Wasser, in der Luft und auf der Erde. Zum Schluss auch die Menschen. Jeder Schöpfungstag endet mit dem Vers: Und Gott sah, dass alles gut war! 

Ich möchte noch darauf eingehen, wie Gott den Menschen die Erde und was auf ihr ist, übergeben hat. In Vers 26 steht: Herrscht über Pflanzen und Tiere.
In Vers 28 heißt es: Nehmt sie in Besitz! Die Menschen werden von Gott ermächtigt, die Erde und alles auf ihr zu besitzen, zu beherrschen. Das kann nicht gut gehen, denkt man sich, weil wir kennen ja die Menschen. Es gibt einen juristischen Unterschied zwischen Besitz und Eigentum. Gott ist und bleibt der Eigentümer, auch wenn er den Besitz den Menschen übergibt. Praktisch können wir Menschen machen, was wir wollen, moralisch aber nicht. Die Generationen vor und nach uns sind Mitbesitzer. Wir sind auch ihnen verpflichtet. Die Ermächtigung, die die Menschen bekommen haben, hat sich zerstörerisch ausgewirkt. In Besitz nehmen sollte verstanden werden, wie ein Hausverwalter, der die Leitung übernimmt, der zum Wohle aller diese Funktion ausübt, sorgsam und betreuend, behütend und verantwortungsvoll. Es war nicht als willkürliches Herrschen gemeint.

Macht zu haben und auszuüben ist verführerisch. Wenn Menschen sich als Krone der Schöpfung verstehen, kommt es schnell zum Machtmissbrauch. (6. Kap.)
Als Krone der Schöpfung stellten sich die Menschen über alle anderen Geschöpfe. Durch Macht werden Hierarchien geschaffen, ein Oben und Unten. Machtausübung unterdrückt Leben, statt es zu fördern.

Macht bringt Ungerechtigkeit in der Verteilung der Güter.

Macht bedeutet Ausbeutung von Natur und Menschen.

Die Würde, die jedem Geschöpf von Gott gegeben ist, wird missachtet. Es gab und gibt unzählige schreckliche Verbrechen gegen die Würde der Natur und der Menschen. 

Macht verstärkt Besitzstreben. Eine Folge davon sind Streit um Ressourcen, die oft zu Kriegen geführt haben.

Machtausübung bringt das gesellschaftliche Gefüge durcheinander – einige Wenige bestimmen über viele.

Die Demokratie hat als Gegenbewegung der Mehrheit der Menschen ein Mitspracherecht gegeben, eine Beteiligung an der Gestaltung ihres Lebens. Auch wenn sie nicht perfekt ist, gibt es meiner Meinung nach keine andere Gesellschaftsform, die besser ist. Leider führen die Angst vor den schnellen Veränderungen, die Komplexität des Lebens und die schwer zu durchschauenden globalen Zusammenhänge dazu, dass manche Menschen wieder nach einem starken Führer rufen. Sie vergessen, wie oft so ein Führer großes Unheil über die Menschheit gebracht hat.

Das Streben nach Besitz und noch mehr Macht hat viele negative Auswirkungen. Eine davon ist die Klimaerwärmung. Sie ist von Menschen verursacht und bedroht am meisten Länder und Gegenden, die am wenigsten dazu beitragen. Menschen müssen ihre Heimat verlassen, weil die Böden austrocknen und nicht mehr bewirtschaftet werden können.

Die Liste der schlimmen Folgen von Machtmissbrauch ist lang.

Das kann einen schon zur Verzweiflung bringen. Die eigene Ohnmächtigkeit lähmt, die Frage quält: Was kann ich schon tun?

Ein für mich sehr wichtiger Punkt ist, dass ich mich als Geschöpf mit anderen Geschöpfen verstehe. Wir alle haben Wert und Würde von Gott bekommen. Mitgeschöpfe sind nicht zum Beherrschen und Ausbeuten da. Wir können uns einsetzen für Gerechtigkeit bei der Verteilung von Gütern, für Menschenrechte. Wir können uns informieren über Tier- und Pflanzenschutz und entsprechend handeln. Es sind nur kleine Schritte und Beiträge. Doch wenn viele Menschen das tun, kann sich etwas zum Guten wenden.

Wenn wir Menschen, Tieren und Planzen Wert und Würde geben, tun wir das, was Gott von uns will. 

Ein liebevoller Blick auf die Mitgeschöpfe wird uns zeigen, wie wir helfen können, sowohl der bedrohten Natur als auch den notleidenden Menschen. 

Im sozialen Bekenntnis unserer Kirche verpflichten wir uns zum Schutz von Natur und Menschen. Einige Beispiele dazu: Unsere Kirche beteiligt sich an der Klimakollekte. Wir wissen, dass wir mehr Ressourcen verbrauchen und wollen einen Beitrag zum Ausgleich geben. Die JK hat eine Resolution an die Regierung gerichtet, in der sie auffordert, den Klimaschutz ernst zu nehmen.

Von mir kann ich sagen, ich bin eine begeisterte Autofahrerin. Doch seit einigen Jahren habe ich eine Jahreskarte für den öffentlichen Verkehr und reduziere meine Autofahrten. Fürs Klimaticket hat es noch nicht gereicht. Aber wer weiß, was noch kommt.

Die Schöpfungsgeschichte sollten wir öfter lesen. Die Freude, die Gott mit seiner Schöpfung hat, wird sich dann auch auf uns übertragen und wir werden angeregt, sorgsam mit ihr umzugehen.

Ein Vers aus Psalm 24 soll immer in unserem Bewusstsein bleiben: Dem Herrn gehört die Erde mit allem, was sie erfüllt.

Amen

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