Träumen - von Gottes Reich

Glaubensimpuls

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Stefan Schröckenfuchs

Pastor, Superintendent


Über die Notwendigkeit, Gewohnheiten zu verändern, erzählt Stefan Schröckenfuchs im ORF Zwischenruf 

Ändert euer Leben! 

Wie oft habe ich diese Aufforderung in den vergangenen von der Pandemie bestimmten Monaten gehört. Als Verordnung zum Beispiel, die vorschreibt wie viel Abstand ich zu anderen Menschen halten muss. Es ist derzeit schon erstaunlich, zu welch gravierenden Veränderungen Menschen bereit sind, wenn die Lage nur ernst genug ist. 

Jetzt, da sich die Situation wieder etwas entspannt, geht es mir wie vielen anderen: ich bin froh, wenn ich wieder leben kann, ohne dass man mir ständig sagt, ich müsse etwas ändern. 

Gleichzeitig weiß ich genau: die Notwendigkeit, Gewohnheiten zu verändern, bleibt bestehen. Organisationen wie Fridays for Future erinnern uns zurecht daran, dass wir unser Leben ändern müssen, wenn wir den kommenden Generationen einen lebenswerten Planeten hinterlassen wollen. Und wer den Blick über den Tellerrand wagt, kommt kaum an der Einsicht vorbei: die ungerechte Verteilung von Wohlstand und Ressourcen ist ein massives Problem. Sie verursacht unendlich viel Leid. Damit sich das ändern kann, muss womöglich auch ich etwas ändern.

Schon in der Bibel taucht der Ruf zur Veränderung immer wieder auf. Der Evangelist Markus fasst sogar die Verkündigung Jesu mit diesen Worten zusammen: „Ändert euer Leben!“ Jesus verbindet dies allerdings nicht mit einer Drohung wie „tut ihr es nicht, droht euch Unheil.“ Sondern er verknüpft sie mit der guten Nachricht: Gottes Reich ist zum Greifen nah.

Gottes Reich: Vision und Zuspruch 

„Gottes Reich“: für mich steht dieser Begriff auch als Bild für eine Welt, in der es gerecht und friedlich zugeht. Eine Welt, in der die Menschen füreinander da sind, und in der man respektvoll  mit der Natur umgeht. 

„Gottes Reich“ beinhaltet für mich aber auch die Zusage: Mit Gottes Hilfe wird diese Welt möglich. Sie muss keine Utopie bleiben. Gott gibt uns die Kraft, sie zu verwirklichen. Glaubt dieser guten Nachricht, sagt Jesus darum. Vertraut darauf, dass es geschieht! Und lasst euch nicht von denen beirren, die euch belächeln, oder euch wegen dieser Hoffnung für naiv halten. 

Die Zusage Jesu macht mir Mut, Veränderung zu wagen. Meine Motivation ist dabei nicht die Angst, dass mir und anderen sonst ein Unheil droht. Die Motivation ist die Hoffnung auf eine bessere, eine für alle gerechte und lebenswerte Welt! 

Manchmal versuche ich mir diese Welt konkret vorzustellen. Wie würde die Welt aussehen, wenn alle genug zu essen haben, und der Mensch die Natur nicht sinnlos zerstört? Wie wäre das Leben in einer gerechten, friedlichen Welt? Daraus wächst dann Vorfreude, und die Bereitschaft für den ersten Schritt.  

Was mir Mut macht

Mut machen mir auch die vielen, oft jungen, Menschen, die von der Welt von morgen träumen. Und die ganz einfach beginnen, etwas zu tun. Ich denke an Nachbarinnen, die in der Stadt trostlose Baumscheiben in blühende Oasen für Bienen verwandeln. Ich denke an junge Marktleute, die überschüssiges Obst und Gemüse verkochen, um es vor der Entsorgung zu bewahren. Ich denke an Eltern, die mit dem Fahrrad statt dem Auto zur Arbeit fahren. Ich denke an Seniorinnen und Senioren en, die einen Teil ihres Einkommens für Kinder in den Ländern des Südens spenden. 

Ob sie dabei - wie Jesus - vom Reich Gottes reden, oder ihrem Traum einen anderen Namen geben, spielt für mich keine Rolle. Wichtig ist: sie träumen. Und sie ändern ihr Leben. Sie fangen an, etwas zu tun.

Nachhören


Der Zwischenruf wurde am 30. Mai in Ö1 erstausgestrahlt und kann nachgehört werden. 

Zwi­schen­ruf im ORF anhören

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