Im Geist der Hoffnung vor­an­schrei­ten

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Der Vorsitzende des Bischofsrats nimmt seinen Auftrag wahr: Bischof Thomas Bickerton hält eine aufrüttelnde Predigt, die in wegweisende Zuversicht mündet.

Die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche ist eröffnet. Ein farbenfroher Gottesdienst mit interkulturellen Akzenten, einer fulminanten Predigt und abschließender Abendmahlsfeier bildete den Auftakt für die Tagung des weltweit höchsten EmK-Kirchenparlaments. Bis zum 3. Mai versammeln sich Delegierte aus allen Teilen der Welt in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina, um den Weg der Evangelisch-methodistischen Kirche weiter zu gestalten. Darunter auch die beiden österreichischen Delegierten, Mag. Thomas Fux auf Seite der Laien und Superintendent Stefan Schröckenfuchs als pastorales Mitglied der Jährlichen Konferenz Österreich.

Der Feuerschutz verschiebt den Höhepunkt

Höhepunkt am ersten Konferenztag war der Eröffnungsgottesdienst, der mit deutlicher Verzögerung begann. Manche unkten schon, dass nach der jetzt um vier Jahre verschobenen Generalkonferenz auch der Gottesdienst verschoben werden müsse. Der später nachgereichte Grund sorgte für Lacher: Die Inspektion durch den Feuerschutz hatte kurz vor Gottesdienstbeginn zu wenige Feuerlöscher und Rauchmelder sowie eine unzureichende Notausgangsbeschilderung moniert. Für allgemeine Erheiterung sorgte die Ergänzung des vorsitzenden Bischofs: »Die Übersetzer haben jetzt die sichersten Plätze: In jeder Übersetzerkabine ist nämlich ein Rauchmelder installiert.«

Nach diesem verzögerten Beginn erklang im Anfangsteil des Gottesdienstes das mächtige »Nummer-Eins-Lied« des weltweiten Methodismus: »Mein Mund besinge tausendfach den Ruhm des Herrn der Welt.« Dieses Lied, ein bunter Musikreigen, das Gebet eines Pastors, der selbst einem Stamm der amerikanischen Ureinwohner angehört, sowie eine Abendmahlsfeier mit Tauferinnerung bildeten den Rahmen für einen bewegenden Gottesdienst zum Konferenzauftakt.

Eine Predigt zum Luftanhalten und Aufstehen

Darin eingebettet war die fulminante und wegweisende Predigt des aktuellen Präsidenten des Bischofsrats. Thomas Bickerton, Bischof für die Jährliche Konferenz New York, forderte die Delegierten massiv heraus. Er rief ihnen zu: »Wenn ihr nicht hier seid, um die EmK voranzubringen, seid ihr hier vielleicht falsch.« Manche Passagen waren zum Luftanhalten, weil sie schmerzhaft konkret waren. Andere Passagen führten zu unterstützendem Klatschen. Delegierte erhoben sich zeitweise von ihren Plätzen zur Bestätigung des Gesagten.

Bickerton stellte sich in seiner Predigt der Situation, in der sich die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche momentan befindet. In den Vereinigten Staaten hat die Kirche rund 25 Prozent ihrer Gemeinden und Kirchenglieder verloren. Er selbst berichtete von seinem Besuch der Jährlichen Konferenz Texas, bei der die Hälfte der Gemeinden ihre Trennung von der EmK erklärten. Die tiefe Betroffenheit darüber war Bickerton abzuspüren. Im gleichen Atemzug wandte er sich eindringlich an die Delegierten. Nach dem Weggang eines beträchtlichen Teils von Gemeinden und Menschen gehe es jetzt darum, die Kirche für die Zukunft zu stärken. Deshalb stellte er den Delegierten die gewagte Frage: »Wollt ihr wirklich in diesem Raum sein?« Wer nicht hier sei, um die Kirche voranzubringen, sei vielleicht am falschen Ort.

Einfühlsam, unnachgiebig, zuversichtlich

Sehr direkt wies Bickerton den Vorwurf biblischer Untreue in die Schranken: »Sagt uns nicht, wir glauben nicht an die Bibel, nicht an die Auferstehung, nicht an die Kraft des Heiligen Geistes!« Dabei hatte er unmissverständlich diejenigen im Blick, die die Kirche verlassen werden, bei der Generalkonferenz aber noch einmal anwesend sind, um genau solche Vorwürfe aufzufrischen. Jetzt, so der mutig vorangehende Bischofsratsvorsitzende, gehe es darum, »im Geist der Hoffnung voranzuschreiten«. Mit dieser und anderen Formulierungen griff er immer wieder Leitworte früherer Generalkonferenzen auf.

Gerade jetzt brauche die Kirche Menschen, die den Auftrag der Erneuerung annehmen und sich »für die Wiederbelebung der Evangelisch-methodistischen Kirche engagieren und eine Kultur leben, die von Mitgefühl, Mut und Kameradschaft geprägt ist«. Die Evangelisch-methodistische Kirche sei inzwischen eine andere als noch vor vier Jahren. »Der Staub hat sich ein wenig gelegt«, sagte Bickerton, »und wir können sehen, dass es eine Zukunft mit Hoffnung und Möglichkeiten gibt.«

Mit großer Einfühlsamkeit, unnachgiebiger Strenge und zuversichtlichem Glauben ermutigte der Bischofsratsvorsitzende die Delegierten dazu, die jetzt anstehenden Schritte zu gehen und Entscheidungen für die Zukunft der Kirche zu treffen. Eine vollmächtige, wegweisende Predigt zum Auftakt der Generalkonferenz. Die Frage ist: Werden die Delegierten ihrem Hirten folgen? Die kommenden zehn Tage werden es zeigen.

Hier kann der Eröffnungsgottesdienst auf Youtube nachgeschaut werden.

Klaus Ulrich Ruof, EmK Deutschland

Zu Beginn des Eröffnungsgottesdienstes ziehen alle anwesenden Bischöfinnen und Bischöfe ein. An der Spitze (teilweise im Rollstuhl geschoben) gehen die Bischöf*innen im Ruhestand, so ganz rechts Bischof Patrick Streiff, der die Arbeit der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa in den vergangenen 18 Jahren geleitet hat.

Eine bunte Vielfalt von Menschen sind im Bischofsrat der United Methodist Church versammelt. Das zeigt sich auch in ihren Gewändern, ihrer Herkunft und in ihren Persönlichkeiten. Rechts im Bild Bischof David A. Bard, der die Wahl des jetzigen Bischofs von Mittel- und Südeuropa, Stefan Zürcher, im Herbst 2022 geleitet hat.

Bischöfin Cynthia Fierro Harvey leitet die Tauferinnerung. Sie ist – was die Körpergröße betrifft – die wohl kleinste Bischöfin, während der Prediger des Eröffnungsgottesdienstes, Bischof Thomas Bickerton zu den größten gehört.

Die Bischöfinnen und Bischöfe segnen die Delegierten der Generalkonferenz. Im Hintergrund Bischof Edward Khegay aus dem Bischofsgebiet Eurasien.

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