Kirche als wettbe­w­erbsfreie Zone

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»Hört auf zu streiten und fangt an, den Herrn zu preisen!« Bischof Nhiwatiwa fordert die Generalkonferenzdelegierten in seiner Predigt zur Einheit auf.
Bischof Nhiwatiwa predigt bei der Generalkonferenz 2024

Gottesdienste sind bei der Generalkonferenz, dem höchsten Kirchenparlament der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), ein wichtiger Teil des täglichen Starts ins Sitzungsgeschehen. Sie setzen häufig den Ton und geben Orientierung. Dies zeigte erneut der gestrige Samstag, 27. April, mit der Predigt von Bischof Eben K. Nhiwatiwa. Er führt im südlichen Afrika die bischöfliche Aufsicht über die zwei Konferenzgebiete Ost- und West-Zimbabwe. 

Energiegeladene Werbung für die Einheit der Kirche

In der Kirche sei jetzt lange genug gestritten worden, begann der Bischof seine Predigt. Stattdessen sei es an der Zeit, sich zu einigen und sich zu freuen, denn es gebe in der weltweiten Kirche und auch in den afrikanischen Regionen der Kirche genug Anlass zu Freude und Dankbarkeit. Angestoßen waren diese Aussagen von dem der Predigt zugrundeliegenden Bibelabschnitt aus dem Philipperbrief (4,4-8). Darin ist von Freude und Dankbarkeit die Rede, und es wird zu einer heiligen, aufrichtigen und von Gott geprägten Gemeinschaft aufgefordert.

Daraus schlussfolgerte der in Zimbabwe wirkende Bischof: »Im Reich Gottes gibt es keinen Wettbewerb!« Weiter konkretisierend mahnte er: »Wenn du die Kirche (so) nicht kennst, dann geh auf die Knie und bete, um herauszufinden, worum es in der Kirche geht. Wo immer du bist, mein Freund, bringe mehr Menschen zu Christus. Es geht nicht darum, eine kirchliche Denomination zu zerstören, um eine andere aufzubauen.«

Unzweideutig hob der Bischof damit ab auf die weltweiten Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche in den vergangenen Jahren und die zwischenzeitlich vollzogene Abspaltung der Global Methodist Church. Das ließ er auch mit der weiteren Anmerkung anklingen, dass Afrika wissen müsse, wie das Evangelium auf den Kontinent gelangte, bevor dorthin jetzt wieder Leute kommen würden, »um der Evangelisch-methodistischen Kirche Menschen abspenstig zu machen«.

Nhiwatiwa hielt es nur kurz am Predigtpult aus. Dann bewegte er sich energiegeladen über die Bühne und warb für die Einheit der vom zerstörerischen Wettbewerb befreiten Kirche. Für mitteleuropäische Verhältnisse eher ungewöhnlich wurde er dabei mit bestätigendem Szenenapplaus und stehenden Ovationen bedacht. In diesen Reaktionen kommt während der ersten Konferenztage bereits mehrfach zum Ausdruck, wie groß die Bereitschaft ist, nach den vielen Auseinandersetzungen auf geistliche Wegweisung zu hören und der Mahnung zur Einheit Gehör zu schenken.

Die Wurzeln achten

Der im südlichen Afrika wirkende Bischof machte seine Mahnung, auf die Wurzeln zu achten, am Vorbild feines Missionars fest. Der schon lange verstorbene US-Missionar Samuel Guerney (1860-1924) grub 1909 im Distrikt Murewa in Zimbabwe einen Brunnen. »Diese Wasserquelle existiert noch immer, aber wenn die Menschen den Ursprung solcher wirkungsvollen Einrichtungen nicht kennen, dann gehen sie damit achtlos um.« Deshalb riet Nhiwatiwa den Delegierten – und hatte damit besonders die afrikanischen Delegierten im Blick –, sich nicht von Leuten Dinge einreden zu lassen, »die eure Wurzeln nicht kennen«.

Wie es anders gehen kann, machte er mit dem Hinweis auf die 1992 gegründet Afrika-Universität fest. Sie sei von der EmK als erste private Universität bewusst auf dem afrikanischen Kontinent gegründet worden und habe eine offizielle universitäre Akkreditierung erhalten. Diese Gründung habe anderen Kirchen den Weg geebnet, ähnliche Einrichtungen zu gründen. Dieses Beispiel zeige, was möglich sei, wenn Ideen in Einigkeit und Achtung Gestalt annehmen.

Eine Liebeserklärung an die Kirche

In letzter Zeit habe die Evangelisch-methodistische Kirche schwierige Zeiten gehabt, »in denen die Dinge etwas ungewöhnlich waren«, sagte Nhiwatiwa etwas verschmitzt, um dann gleich ernsthaft fortzufahren: »Hört auf zu streiten und fangt an, den Herrn zu preisen.« Es sei doch klar, dass mit heftigsten Auseinandersetzungen nichts zu gewinnen sei. Eher solle man darüber staunen und sich fragen, warum frühere Auseinandersetzungen nicht schon damals zur Zerstörung der Denomination geführt hätten. Eigentlich hätte die Kirche schon mehrfach am Ende sein können, nicht erst jetzt, wo es zu einer Abspaltung gekommen ist.

Die Antwort auf diese Frage gab Nhiwatiwa, der auch der Präsident des afrikanischen EmK-Bischofskollegiums ist, in einer Liebeserklärung an »seine« Evangelisch-methodistische Kirche: »Ich liebe diese Kirche, nicht weil ich Bischof bin, sondern weil ich sie liebe, seit ich 1964 Jesus Christus angenommen habe. Das sind jetzt sechzig Jahre!«

Diese Liebe treibe ihn auch als Präsident des afrikanischen Bischofskollegiums an. Gemeinsam hätten sie als Bischofskollegium deshalb eine Erklärung veröffentlicht: »Wir [die afrikanischen Bischöfe] übernehmen Führung und Verantwortung, weil wir wissen, wie das Evangelium auf unseren Kontinent kam.« Weiter beschreibt er: »Wir werden jeden Versuch abwehren, die EmK zu spalten.« Deshalb hätten sie sich auch von Organisationen distanziert, die diese Überzeugung nicht teilten. »Wir führen nicht so, als wären wir Feiglinge«, fuhr er fort. »Wir sagen Dinge offen – diejenigen, die uns lieben, lieben uns; diejenigen, die uns hassen, hassen uns, genau deshalb, weil wir diese Kirche lieben.«

Seine Liebeserklärung zur Kirche untermauerte er mit einigen Bildern, in denen die Auswirkungen kirchlicher Arbeit sichtbar wurden. Gleichzeitig betonte er dabei, dass diese Aktivitäten nur durch die weltweite Partnerschaft innerhalb der Kirche möglich wurden. So werde erkennbar, was eine achtungsvolle Gemeinschaft und die gemeinsame Liebe zur Kirche bewirken könne. Das dürfe nicht durch andauerndes Streiten aufs Spiel gesetzt werden. »Möge Gott diese Kirche weiterhin segnen!«, rief der Bischof. »Möge die Evangelisch-methodistische Kirche für immer und ewig bestehen, Amen!«

Gottesdienst im Original anschauen

Erneut erlebten die Delegierten der Generalkonferenz eine Predigt, in der ein Bischof seinen Auftrag der »Leitung durch Schriftauslegung« mutig, mahnend und werbend ernst nahm. Schmerzlich konkret und gleichzeitig liebevoll und nahbar lud Nhiwatiwa dazu ein, die Einheit der Kirche über die Auseinandersetzungen zu stellen und dabei die im Philipperbrief beschriebene Freude zu erfahren und zu teilen. 

Der Gottesdienst ist auch in musikalischer Hinsicht vielfältig und sehenswert. Und wer weiß – vielleicht entdeckt man das eine oder andere bekannte Gesicht unter den Mitfeiernden.

Foto und Bericht: Klaus Ulrich Ruof, EmK Deutschland

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